Miteinander Füreinander – jetzt auch für Bienen!

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230 m²

Firmengärten

Nordrhein-Westfalen, 45239 Essen-Werden

Tagespflege der Stiftung St. Ludgeri (10 Personen)

Wir sind eine  Senioren-Tagespflege in Essen-Werden, die nun seit ca. 14 Jahren besteht und einem nahegelegenen Seniorenheim zugehörig ist.

Unseren Garten auf der Gebäuderückseite erreichen wir aus unserem Gruppenraum im Untergeschoss barrierefrei.
Am Haus liegt zunächst eine gepflasterte Terrasse (Rollstühle/Rollatoren!) mit Pavillonüberdachung, daran angrenzend eine Wiese, die von der Terrasse durch ein paar kleine Rosenstöcke abgetrennt war.
Die Terrasse nutzen wir bei gutem Wetter gerne nachmittags für das Kaffeetrinken mit den Gästen, die Wiese alljährlich im Sommer, um mit allen Gästen (über die Woche sind das ca. 54 Personen) und ihren Angehörigen ein großes Gartenfest zu feiern.

Mittig durch die Wiese vom Haus weg führte bislang ein holpriger gepflasterter Weg. Der war mit Rollator leider nicht mehr so einfach zu befahren. Zur rechten Seite wird unser Grundstück von einer sehr alten, wunderschönen Mauer aus Ruhrsandstein begrenzt, nach links stand ein Holzlattenzaun mit Gartentörchen.

Das hintere Ende des Grundstücks bildet ein gut 4 m breiter Streifen, auf dem 2 Bäume stehen und wo bis dato nicht-heimische, nicht-blühende Sträucher wuchsen. Der Boden darunter war abgedeckt mit einem mit Mulch leicht kaschierten Kunststoffvlies, um Unkraut 😉 fernzuhalten. Ein Bordstein trennte diesen Bereich vom Weg.
Zwischen Zaun links und Mauer rechts liegen knapp 13 m. Die Länge bis zur Terrassenpflasterung beträgt fast 15 m.

Weiterhin gibt es rechts der Terrasse und des Hauses einen kleinen Bereich, der etwas höher liegt . Der Großteil ist Wiese, an den Randstreifen gab es wenige Anpflanzungen wie ein oder zwei Hortensien und eine Zuckerhutfichte, die ein oder andere Primel. Dieser Bereich ist ca. 5 m x 8 m groß.

2024, nach dem Sommerfest, sollte es eine Verbesserung der Wegesituation und eine „Verschönerung“ des Gartens geben.

Und nun muss ich ein wenig ausholen:
Unsere Gäste sind zum größeren Teil leicht bis mittelgradig an Demenz erkrankt und im Senioren-Alter.  Andere, die dementiell nicht erkrankt sind, jedoch vielleicht hochbetagt und noch zu Hause lebend, freuen sich einfach, wenn sie mal mittels Fahrdienst aus den eigenen vier Wänden rauskommen und genießen dann hier die Gesellschaft und Gemeinschaft.
Wir betreuen täglich ca. 18 Gäste. Manche kommen mehr als einmal pro Woche.
Ich schreibe das so ausführlich, denn unser Garten, der ja nun umgestaltet wurde, kann mittlerweile vielen Wünschen gerecht werden.

Schnell war klar, dass es ein pflegeleichter Garten werden sollte, da unser Tagesgeschäft kaum Freiräume lässt für Pflichten „nebenher“. Ebenso außer Frage stand, dass wir die Wiese für das Sommerfest erhalten mussten, denn nur dort können unsere beiden großen Zelte stehen, die unsere Gesellschaft vor Regen oder Sonne schützen.
Andererseits sollte es ein Garten sein, der uns in unserer Zielsetzung unterstützt, Erinnerungen und körperliche Ressourcen zu aktivieren.

Und so kamen wir schnell zum Konzept eines Bienen- und Insektenfreundlichen bunten Gartens.

Ein Garten mit heimischen (den Gästen vermutlich altbekannten) Pflanzen, Blüten und Farben über einen Großteil des Jahres, Düften, die man von früher kennt, brummenden Bienen und weiteren Insekten, der bei unseren Gästen sozusagen automatisch Erinnerungen würde wecken können, viel leichter, als wir es bei unseren Gesprächsrunden zur Erinnerungspflege können, allein durch die Sinneswahrnehmung.

Schnell war auch klar: Das wird eine win-win -Situation.
Die Insekten gewinnen, genauso wie wir.
Um unsere Vorstellung in die Tat umzusetzen, brauchten wir fachkundige Unterstützung.
Es wurde eine im benachbarten Mülheim ansässige Gärtnerei gefunden, die mit dem NaturGarten e.V. zusammenarbeitet, und ebenso mit der uns am nächsten gelegenen Gärtnerei, die wiederum mit „Tausende Gärten-tausende Arten“ zusammenarbeitet. Eine ermutigende Konstellation 😊!

Glücklicherweise erhielten wir eine Förderung für den Kauf der vielen Stauden und dürfen uns nun zu den „Insektenkumpeln“ zählen.

Los ging es im vergangenen Spätsommer mit den landschaftsgärtnerischen Maßnahmen und Bagger:
die Wege entstanden neu, nun nicht mehr gepflastert, sondern mit wassergebundener Decke, eine Trockenmauer als Lebensraum und Nisthilfe ersetzte den alten Bordstein zum hinteren Bereich, Rasen wurde aufgenommen. Das hätten wir nicht alleine gekonnt.

Résumé, Stand 31.7.25
Der Garten ist weniger als ein Jahr später zu dem Ort geworden, den wir uns gewünscht haben.

Im Gegensatz zu den Vorjahren ist er ein Ort, wo fast immer irgendwo etwas blüht, etwas summt, fliegt, es etwas zu ernten und zu naschen gibt, ein sehr lebendiger Ort. Ein Ort , der alle Sinne unserer Gäste aktiviert.

Manchmal stehen wir staunend am Fenster im Obergeschoss, um sogar von dort zu sehen, wie viele Bienen, Schmetterlinge etc. nun zwischen den Blüten hin und her fliegen.
St. Ludgeri brummt jetzt! Nachdem wir vorher kaum je ein Insekt gesehen haben, ist das umso erstaunlicher. Unser Garten ist zum Trittstein und Lebensraum, vermutlich Über-lebensraum geworden.
Darüberhinaus hat er in der Kürze der Zeit schon vielen Menschen viel Freude und Erinnerungen zurück gegeben, und wird es nun auf Jahre in die Zukunft.

Wir möchten daher auch andere Einrichtungen ermutigen, einen Schritt in die gleiche Richtung zu tun. Es muss ja auch nicht, wie bei uns, gleich der ganze Garten sein. Viele Einrichtungen sind, um im Bild zu bleiben, finanziell nicht auf Rosen gebettet. Umso dankbarer sind wir für die Unterstützung, die uns zuteil geworden ist.

Eine kleine, jedenfalls heimische Staudenecke ist schon mal ein Anfang und kann einen großen Unterschied machen. Jede Ecke ist besser als nichts.
Nicht nur in Pflegeeinrichtungen, sondern auch überall sonst.

Rückblickend müsste der Arbeitstitel dieses Artikels, der über die vergangenen Wochen  “Miteinander füreinander – jetzt auch für Bienen”, lautete, geändert werden, denn unsere Blickrichtung und unser Verständnis hat sich verändert. Nicht nur wir „für Bienen“, denn im Laufe des Jahres ist auf wunderbare Weise uns selbst zugute gekommen , was wir für die Bienen tun wollten.

Viel mehr dem Motto unserer Einrichtung entsprechend, muss es jetzt heißen :

Stiftung St. Ludgeri und die Bienen: Miteinander füreinander!

 

Über unsere Gruppe

Unsere Teammitglieder setzen dieses Projekt im jeweiligen Berufsalltag um. Ein offenes Ohr, Unterstützung (nicht zuletzt finanziell) und Rat haben wir stets von unserer Leitung bekommen, ohne die dieses Projekt nicht möglich gewesen wäre. Vielen Dank, liebe Frau S., lieber Herr B.-V.! Viele unserer Gäste, aber auch Angehörige, begleiten das Projekt mit großem Interesse und unterstützen uns beim Pflanzen oder Ernten, oder teilen ihr Wissen und ihre Erinnerungen mit uns, was das Wunderbarste ist. Fachmännische Beratung zur Realisierung unserer Vorstellungen und tatkräftige Hilfe geholt haben wir uns bei einem GaLaBau Betrieb im benachbarten Mülheim und Mitglied im NaturGarten e.V., der Firma „Kräuterpott“. Unsere wunderbaren Pflanzen im großen Gartenteil hat die Firma „Gartenwert“, Staudenkulturen Wischmann aus Oberhausen geliefert. Vernetzt sind wir mit dem Projekt „Insektenkumpel – Gemeinsam für Vielfalt im Ruhrgebiet“ der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet. Wir sind jetzt „Insektenkumpel“ 🙂

Vorher- & Nachher-Bilder

Pflanzen & Beete (Jurykriterium)

Tierfreundliche Gartenstrukturen (Jurykriterium)

Aktionen: Wissen & Begeisterung weitergeben (Jurykriterium)

Plan zur Gartenpflege

Ca. zwei Mal im Jahr erledigt der Gärtnereibetrieb notwendige Arbeiten. Die ja noch frisch eingesetzten Stauden wässern wir bei längerer Trockenheit. Für die Bäume hinten auf der Fläche benutzen wir Bewässerungssäcke.

Pflanzliste

Pflanzliste – NaturaDB

Jubelbilder