Insektenparadies im Klimawandel in Bad Dürkheim

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25 m²

Firmengärten

Rheinland-Pfalz, 67098 Bad Dürkheim

Wilde Wiese (20 Personen)

Seit 2021 leben wir in dem genossenschaftlichen Mehrgenerationenprojekt „Froh2Wo“ in Bad Dürkheim. Es besteht aus 4 Häusern mit 2000m² Außengelände und 74 Bewohnern zwischen 3 und 87 Jahren. Von Anfang an machen sich die 14 Mitglieder unserer Arbeitsgruppe „Wilde Wiese“ Gedanken, um unser Gelände so naturnah und insektenfreundlich wie möglich zu gestalten. Es wurden von uns Bäume und Büsche gepflanzt, verschiedene Beete und Blühwiesen angelegt und Strukturen wie Totholzstellen, zwei Sandarien und ein Steinhaufen geschaffen. Am Jahresanfang erstellen wir immer einen Jahresplan mit unseren gesammelten Ideen, um unsere Umgebung noch lebenswerter für Natur und Mensch zu machen. Die meisten Punkte setzen wir sogar um, oft mit der Hilfe vieler Mitbewohner.

Unsere Begeisterung über die erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb „Deutschland summt“ hat uns zu Verbesserungen inspiriert und zum Entschluss, wieder am Wettbewerb teilzunehmen.                                                                                      Wir wollen Nistkästen für Vögel anbringen, ein Präriebeet anlegen, den Igelunterschlupf mit einem selbstgebauten Igelhaus ergänzen, eine Wasserstelle für Vögel und Insekten einrichten und bestehende Strukturen erweitern bzw. verbessern.

Da die meisten Bäume auf unserem Gelände noch zu klein sind um Nistkästen daran aufzuhängen, hatten wir eine Beratung durch einen Naturschutzbeauftragten und Vogel-Experten von der NABU mit Ortsbegehung. Die von der NABU empfohlenen Kästen haben wir teilweise selbst vogelgerecht zusammengebaut und ein Mitglied unserer Gruppe übernahm das Aufhängen der sechs Kästen. So standen die „Wohnungen“ ab März für die Vögel bereit und ein Kohlmeisen-Pärchen war auch gleich interessiert.

Danach ging es an die Neuanlage eines Beetes mit Präriestauden. Ein auf der Südseite gelegenes 15m² großes Beet  mit viel Wildwuchs wollten wir in eine Blüh-Oase mit trockenheitsliebenden Stauden verwandeln. Zur Verbesserung des schlechten Bodens säten wir im letzten Jahr Bienenfreund ein. Das hatte den gewünschten Erfolg gebracht, die obere Bodenschicht war deutlich lockerer und humusreicher.

Über die Pflanzenwahl machten wir uns viele Gedanken. Der Klimawandel verursacht in unserem Gebiet an der Weinstraße meistens große Trockenheit und Hitze im Sommer. Auch sollte das neue Beet pflegeleicht sein und wenig Wasser benötigen.

In einer Zeitschrift stießen wir auf einen Artikel über Präriepflanzen im Sandbeet. Die Pflanzen sind bienen- und insektenfreundlich, wie auch sehr viele einheimische Wildpflanzen auf unserem Gelände. Außerdem vertragen sie Sonne, Wind und auch mal Starkregen – perfekt für unser Beet. Auch das Experiment Sandbeet wollten wir wagen; durch die              20 cm dicke Sand-Mulchschicht versprechen wir uns weniger Gießen und Jäten.

Mit fünf Einsätzen, die uns viel Arbeit und Kraft gekostet haben, bereiteten wir im März das Beet vor. Zuerst musste der Boden ausgehoben werden, damit die 20 cm Sand ins Beet passen. Dazu haben wir die verbesserte Erde zur Wiederverwendung zur Seite geschaufelt. Danach wurden 30 cm alte, sehr harte und steinige Erde abgetragen und gelagert. Um die richtigen Voraussetzungen für den Pflanzenwuchs zu schaffen, wurde die gute Erde mit einer Schicht Kompost vermischt wieder ins Beet eingefüllt. Schließlich konnten die 5 Tonnen Sand im Beet verteilt werden. Den großen Berg alte Erde nahm uns ein Winzer ab, der durch Anpflanzung von Bäumen seine genossenschaftlichen Bio-Weinflächen von einer Monokultur in Biotope zur Verbesserung des Ökosystems umwandeln will.

Im April konnten wir die bestellten Pflanzen endlich setzen und einpflanzen. Das ging im Sand erstaunlich schnell und einfach. Das alles hätten wir ohne die großartige Hilfe vieler Mitbewohner nicht geschafft. Jetzt muss die bunt-blühenden Mischung von Pflanzen nur noch wachsen und gedeihen. Dann können sich Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten auf ein weiteres Nahrungsangebot freuen!

Über unsere Gruppe

Arbeitsgruppe „Wilde Wiese“ und Mitbewohner des Wohnprojektes Froh2Wo Unsere Gruppe besteht aus 14 Personen und kümmert sich um die Pflege der Außenanlage. Wir treffen uns in regelmäßigen Abständen, um zu beraten was in der nächsten Zeit anliegt, wie z.B.: Neubepflanzungen, wann mähen wir die Blühwiesen, an welchen Standorten gedeihen die verschiedenen Pflanzen und Stauden am besten, wo hängen wir die Nistkästen auf, welche neue Projekte gehen wir an und vieles mehr. Beratung holen wir uns von den erfahrenen Fachleuten, die zum Teil auch hier wohnen sowie aus den Newslettern „Deutschland summt“, Garten-Ratgebern und Infos von „Birgit Schattling Bio-Balkone“. Bei größeren Gartenaktionen erhalten wir tatkräftige Unterstützung von den anderen Mitbewohnern. Unser wichtigstes Anliegen ist es weiterhin die Außenanlage so naturnah und insektenfreundlich zu gestalten und zu erhalten, um der Insekten- und Tierwelt etwas Gutes zu tun und vor dem Aussterben zu bewahren. Außerdem macht es uns sehr viel Spaß.

Vorher- & Nachher-Bilder

Pflanzen & Beete (Jurykriterium)

Tierfreundliche Gartenstrukturen (Jurykriterium)

Aktionen: Wissen & Begeisterung weitergeben (Jurykriterium)

Plan zur Gartenpflege

Im Frühjahr gibt es viel Arbeit: die Obstbäume, Stauden und Rosen müssen zurück genschnitten werden. Es wird mit unserem selbst hergestellten Bokashi und Kompost gedüngt. Dieses Jahr wurde neben dem Bienenhaus ein neues Präriebeet angelegt. Wir rufen regelmäßig zu Jätaktionen in der Aussenanlage auf. Die Kinderbeete werden neu angelegt. Im Sommer ernten wir leckere Beeren und Obst von den verschiedenen Sträuchern und Bäumen. Bei heißem Wetter darf das Gießen nicht vergessen werden Die Blühwiese wird teilweise gemäht, damit sie noch einmal blühen kann. Verblühte Blumen werden entfernt und Schädlinge mit biologischen Mitteln bekämpft. Das Gemüse in den Kinder- und Hochbeeten wird geerntet. Im Herbst kann das Obst geerntet werden. Die Blühwiese wird vollständig gemäht und einige Stauden zurückgeschnitten. Neue Blumenzwiebel werden gepflanzt. Beikräuter jäten und Laub fegen ist weiter nötig. Im Spätwinter ist die Reinigung der Nistkästen an der Reihe. Und: Pläne schmieden fürs neue Jahr.

Pflanzliste

Stauden: Schafgarbe, Berg-Lauch, Anemone, Graslilie,  Zitronenkraut, Kalk-Aster, Pyrenäen-Aster, Bergminze, rote Spornblume,  Strauch-Kornwicke,  Storchenschnabel, kriechendes Gipskraut, Seifenkraut, Sedum, Fetthenne, Pechnelke, echter Ziest, Frühling-Fingerhut, Alpen-Raugras, Graslilie, Pfingstrosen,  Sand-Esparsette, Blauminze, Glockenblume, Alant, Engelwurz, Skabiose, Färberscharte, Rosen,  Frauenmantel, Indianernessel, Purpurglöckchen, Leinkraut, Sonnenhut, Mädchenauge, Flammenblume, Rittersporn, Brandkraut, kleines Immergrün, Goldfelberich, Natternköpfe, Akeleien,  Phacelia, Pfingstrosen, Lavendel, Zitronenkraut, Malve, Rosmarin, Salbei, Gilbweiderich, Wiesenknopf, Strauch-Basilikum, Liebstöckel, Thymian, Currykraut, Petersilie, Schnittlauch, Oregano, Gewürzlorbeer, Spornblume, Gamander, Graslilie, Goldlack, Kalif. Goldmohn, Zypressenwolfsmilch, Mutterkraut, Bartnelke, schmalblättrige Glockenblume, Wiesensalbei, Becherpflanze, Lein, Muskatellersalbei, Cosmea, mehrjährige Sonnenblumen. Wiesensaat: Löwenmaul, wilde Möhre, Margariten, Mohnblumen, Schlüsselblumen, Veilchen, Kornblumen, Sonnenblumen, Gänseblümchen, Spitzwegerich, Brennnessel, Sauerampfer, Rucola, Bärlauch, Kapuzinerkresse, Rot-und Weißklee, Anemone, Ringelblume, Disteln, Wilde Wicke, Hundskamille, Vogelmiere, Beifuß, Skabiose, Wiesenflockenblume, große Klette, Luzerne, Labkraut, Taubenkropfkraut, Frühlings-Greiskraut, Inkarnatklee, gewöhnliche Pechnelke, Wildblumenwiesen-Saat. Gehölze: Früh- und Herbstapfel, Früh- und Sommerbirne, Maulbeeren, Mandel, Frühzwetsche, Aprikosen, Mirabellen, Sauerkirschen, Feigen, Kastanien, Süßkirsche, Walnuss, Trauerweide, Magnolien, Kornelkirsche, Holunder, Pfingstrosen, Johannisbeere rot und schwarz, Himbeeren, Mispel, Zitronenverbene, Wildrosen und Strauchrosen, Weißdorn, Ölweide, Zwergginster, schwarzer Geißklee, kleines Immergrün, Weißdorn, Sanddorn, Feuerdorn, Felsenbirne, Weide, Mahonie, Bauernjasmin, Hibiskus, Sommerflieder, Cotoneaster, Berberitze, Perückenstrauch, Kolkwitzie, Weigelie, Spiraea, Pfaffenhütchen, Schönfrucht Schlingpflanzen zur horizontalen Begrünung: Weinrebe, Mauerwein, Schling-Knöterich, Gemeine Waldrebe, Geißschlinge, Glyzinie Präriebeet: Stauden und Gräser: Goldrute, Sonnenblume, Palmlilienblättriger Mannstreu, Prärie-Aster, Aster „Freiburg“, Sonnenhut (Rudbeckia), verschiedene Sorten Sonnenhüte (Echinacea), Nadel-Bartfaden, Duftnessel, verschiedene Kokardenblumen, Indianernessel,  Raublatt-Aster, Raspel-Aster, Schafgarben, Rutenhirse, Blauhalmgras, Moskitogras  

Jubelbilder