Wir beschäftigen uns seit 2010, dem Jahr der Biodiversität und der darauffolgenden UN-Dekade der Biodiversität 2011 – 2020, mit der naturnahen Gestaltung unserer Grünanlagen auf den Firmengeländen in Rastatt und Gaggenau. Neben kleineren Maßnahmen konnten wir in den zurückliegenden Jahren auch mehrere größere Projekte umsetzen, das letzte in den Jahren 2023 – 2025, das ich hier näher beschreiben möchte. Nicht zuletzt der Besuch von Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf den naturnahen Grünanlagen im Werkteil Rastatt im Jahr 2019 war uns Motivation und Verpflichtung in unseren Aktionen nicht nachzulassen. Als Leitinsekten haben wir uns für die Wildbienen entschieden. Alle Flächen werden so angelegt, dass die Pflanzenauswahl und die Biotopstruktur den Ansprüchen von Wildbienen entgegen kommt. Wir setzen auf heimische Pflanzen. Es ist dabei immer wieder erstaunlich, dass quasi aus dem Nichts, nach Anlage der Flächen, sich die Tiere tatsächlich einfinden. Neben den Wildbienen profitieren natürlich auch die Honigbienen aber auch Vögel, Eidechsen, Käfer und Fledermäuse von unseren Maßnahmen.
Eine ca. 2300 m² große Grünfläche sollte Anfang 2025 entsprechend bereits umgesetzter Projekte naturnah gestaltet werden. Die Rasenfläche beheimatet heute noch 7 Laubbäume unterschiedlicher Größe und einen Nadelbaum, der jährlich auch als Weihnachtsbaum genutzt wird. Im Randbereich hat sich auf ca. 400 m² ein Thymianrasen etabliert, der wie die Bäume erhalten wurde. Die gesamte Grünfläche wurde in der Vergangenheit monatlich gemäht und diente im Rahmen von Baumaßnahmen als Abladefläche für Baufahrzeuge und -material.
In drei Schritten wurden ca. 1400 m² der Rasenfläche entfernt und naturnah angelegt. Der Thymianrasen blieb unangetastet und 500 m² des Rasens rund um die Bäume blieb ebenfalls erhalten. Er wird jedoch nur noch 2 – 4 mal pro Jahr gemäht. Um unsere Projekte besser zu kommunizieren, teilen wir sie wenn notwendig in Teilschritte auf, die jeweils einen Namen bekommen. Damit schaffen wir einen gewissen Wiedererkennungswert und fördern das Interesse – was steckt dahinter. Beim dargestellten Projekt wurde im ersten Schritt auf ca. 500 m² eine Magerwiese geschaffen, die gestalterisch durch eine Hügellandschaft mit “Sandarium“ ergänzt wurde. Für den Hügel wurde das abgetragene Bodenmaterial der Wiesenfläche verwendet und zusätzlich mit Schotter und Sand bedeckt. Der Hügel wurde teils mit Stauden bepflanzt, die Magerwiese stammt aus heimischem Saatgut. Im zweiten Schritt wurde in direkter Nachbarschaft ein Vulkankegel errichtet, in dessen Zentrum ein kleiner, jedoch nicht dauerhaft gefüllter Teich entstand. Aus dem Aushub entstand die Kraterwand mit einer Ausflussöffnung über die der mit Schotter belegte Teich sichtbar wird. Die umliegende Fläche wurde auf ca. 400 m² ebenfalls mager ausgebaut. Zwischen Krater und Baumreihe entlang der Straße wurde eine Gehölzsammlung als “Grüne Hölle“ gepflanzt. Hier wurde bereits Grünschnitt abgelagert, so dass er nicht extern entsorgt werden muss. Durch die Gehölze wird die “Grüne Hölle“ vom Rest der Magerwiese abgetrennt. Auch hier wurden heimische Stauden und heimische Saatgutmischungen verwendet. In einem dritten Schritt wurde zwischen Vulkankegel und Thymianrasen auf ca. 500 m² nach dem Abtrag der Grasnarbe eine Käferburg als zentrales Element errichtet und die umliegende Fläche mager ausgebaut. Die Käferburg besteht aus vielen Totholzelementen in unterschiedlicher Lage, im und über dem Boden eingebaut. Das ausgehobene Loch wurde mit gehäckseltem Gehölzschnitt von anderen Grünflächen und Stroh gefüllt. Zum Einsatz kam zusätzlich Schotter, Kies und Sand aus eigenen Baustellen (Bau von Gruben und Austrag von Bodenmaterial), die nicht extern entsorgt werden mussten. Als Abgrenzung zwischen Käferburg und Baumreihe an der Straße wurde mit mehreren Wurzelstöcken gefällter Robinien ein “Wurzelwall“ errichtet. Sämtliche Materialien stammen aus dem näheren Umfeld, z.B. das Totholz teils von zwei eigenen, gefällten Robinien bzw. Laubbäume aus dem Rastatter Forst (angemodertes Holz aus dem Vorjahr, nach PEFC und FSC zertifiziert) und der Schotter/Sand der Bauabschnitte eins und zwei aus umliegenden Kiesgruben bzw. Steinbrüchen. Wie bei den beiden bereits blühenden Flächen wurde ebenfalls auf heimisches Saatgut und heimische Wildstauden gesetzt. Die beiliegenden Pflanzlisten umfassen alle drei beschriebenen Flächen.
Was tun wir bzgl. Wissen teilen? Jeder unserer MitarbeiterInnen im internen Pflegeteam darf sich während der Arbeitszeit bis zu 3 Tage für die Pflege naturnaher Grünflächen bzw. bei der Neuanlage weiterer Flächen engagieren. Jeder MitarbeiterIn darf sich beim Pflegeteam anmelden. Hierbei bekommen die MitarbeiterInnen neben dem gegenseitigen Austausch auch Wissen durch die begleitenden Landschaftsgärtner vermittelt. Weitere Aktionen zur Wissensvermittlung bzw. um Transparenz zu schaffen und Interesse zu wecken beispielhaft in folgender Kurzübersicht, wobei einige Beispiele als Fotoanlagen auch von anderen naturnahen Flächen stammen, da sich nicht alle Aktionen auf das hier vorgestellte Projekt beziehen sondern allgemein gelten:
- Es wurde ein eigenes Video zu unseren naturnahen Grünflächen erstellt und intern im Social Intranet veröffentlicht.
- Seit 4 Jahren aktive Mitarbeit im Projekt “UnternehmensNatur“ des NABU Baden-Württemberg.
- Einrichtung eines internen Umwelt-Erlebnis-Pfades Biodiversität mit eigenen Info-Tafeln und QR-Codes für weitere Infos, teils außerhalb des Werkes zugänglich.
- Naturschutz als eigenes Themenfeld in unserem A+U-Erlebnisraum (Arbeits- und Umweltschutz) im Werk.
- Azubi-Aktionen (Nistkästen für Vögel/Schmetterlinge) bauen und aufstellen, Infoveranstaltung zum Naturschutz mit Führung im 2. Ausbildungsjahr, etc.
- Führungskräftepflanzaktionen im Rahmen jährlicher Strategietage der leitenden Führungskräfte und damit Einstehen für deren Verantwortung gegenüber der Natur und der Eingriffe durch das Werk.
- Durchführung eines halbtägigen Tool-Box-Talk für alle Mitarbeiter, u.a. mit Naturschutzthemen und der Möglichkeit für Fragen und Diskussionen.
- Wanderausstellung mit Plakaten zu jedem umgesetzten Projekt, die bei sogenannten Aktionstagen (z.B. Tag der Biodiversität, u.a.) im Werk ausgestellt werden.
- Regelmäßige Beiträge für MitarbeiterInnen zum Naturschutz im internen Social Intranet bzw. im Kommunikationsmedium GzW (Gut zu Wissen – alle 14 Tage).
- Ausrichtung von Pflegetagen für Fachbetriebe durch Fa. natur art auf unseren Grünflächen.
- Besuchergruppen (Kommunen, IHK, Kindergarten, NABU-Veranstaltungen, etc.) waren und sind willkommen.
- Besuch der Schauspieler Maria Ehrich und Steve Windolf im Rahmen der Daimler-Aktion “Be a Mover“ im Jahr 2021.
- Wildbienenmonitoring durch NABU-Waldinstitut (jährlich eine festgelegte naturnahe Fläche). Auf einzelnen Flächen konnten zwischen 35 und 64 Wildbienenarten bestimmt werden. Auf dieser Ergebnisbasis konnten die untersuchten Flächen in Anlehnung an Schwenninger & Wolf-Schwenninger (2004) in die Wertstufen 6 (hohe bzw. lokale Bedeutung) bis 8b (sehr hohe bzw. überregionale Bedeutung) eingestuft werden. Auf der vorgestellten Fläche findet das Wildbienen- und Tagfaltermonitoring im laufenden Jahr 2025 statt.
- Beitrag im Jahrbuch der Stadt Rastatt 2024.
- Vorträge auf Fachveranstaltungen.
- Bau von Nisthilfen für Vögel aus ausgedienten Werkzeugkisten. Einige werden auch noch auf der beworbenen Fläche aufgehängt.
- Einführung eines Wertstufensystems für alle Grünflächen und Entwicklung einer Biodiversitätskennzahl mit der feste Ziele zur Verbesserung der Biodiversität vereinbart werden können. KVP-Prozess im Naturschutz.