Im Wandel der Zeit zur Naturidylle
Im Laufe von 150 Jahren hat sich unser, ehemals als Kotten bezeichneter kleiner Bauernhof, zu einer Naturoase inmitten des Ruhrpotts entwickelt. Mehrere Generationen meiner Familie haben ihn, angepasst an ihre jeweiligen Lebensbedingungen, stetig verändert und geprägt, so dass noch erhaltene Gebäude, Gemäuer und Gartenbereiche bis heute ihre Geschichte erzählen.
Im Laufe der Zeit haben Nutztiere wie Kühe, Schweine und Schafe ihren Lebensraum an Wildtiere, Vögel und Insekten weitergegeben. Die ursprüngliche Fläche für den Getreideanbau ist mittlerweile einer großen Wiese gewichen.
Der Erhalt historischer Bruchsteine verbindet für mich persönlich Vergangenheit und Gegenwart. Bäume, die mich haben aufwachsen sehen, das entsprechende „Know-how“ meiner Eltern und meine über die Jahre selbst erworbenen Pflanzenkenntnisse haben meine Begeisterung entfacht und es mir zur Lebensaufgabe werden lassen, auf dem 1,5 ha großen Gelände Vorhandenes zu erhalten oder zu verwandeln, Neues zu entwickeln und eigene Ideen umzusetzen. Obwohl erst eines nach dem anderen mit der Zeit Gestaltung annahm, fügt sich jetzt alles zu einer harmonischen Einheit zusammen.
Ein arten- und strukturreicher Naturgarten als Erholungsraum für Mensch und Tier ist das, was meine großflächige grüne Oase heute ausmacht. Ein Garten, in dem Wildtiere, Vögel und Insekten ein Zuhause finden und der zum Erhalt der Artenvielfalt unserer heimischen Pflanzenwelt beiträgt.
Betritt man durch das kleine Törchen meine Bochumer Naturinsel, erblickt man links direkt das Teehaus und rechts, umrahmt von gelb blühenden Rosen der Sorte „Pas de deux“ sowie der allseits bekannten Rose „Frau Eva Schubert“, einen aus 100 Jahre alten Steinen erbauten Holzofen, der für Familie und Freunde selbst gebackenes, köstlich duftendes Brot auf den Tisch zaubert. Der Weg führt durch einen von der wüchsigen Ramblerrose „Veilchenblau“ umrahmten Torbogen, vorbei an einem alten Tujabaum, in dem die Rose „Felicité et Perpétue“ seit vielen Jahren ihr Zuhause findet. Während zur Linken inmitten imposanter Rhododendronbüsche die Kletterrose „Girlande d`amour“ ihre weißen Blüten der Sonne entgegenreckt, schmücken die Ranken der dunkelroten Kletterrose „Santana“ einen alten Zedernstamm, eingefasst vom darunter wachsenden weißen „Schneewittchen“. Ein Barfußweg, arrangiert aus Blätterwerk, flachen Steinen, Sand und Rindenmulch wird von der bekannten Rose „Westerland“ flankiert. Oberhalb des Weges windet sich die Kletterrose „Golden Gate“ bis zu dem Zaun, hinter dem einige Ponys weiden, empor. Links davor befindet sich ein Teich, der Fuchs und Dachs als Wildtränke dient. Die Kletterrose „Brouèse de France“ lässt sich oberhalb meines kanadischen Gartenbereichs bewundern, der originale Steine aus Bachläufen der Provinz British Columbia in Kanada beheimatet.
Durch den Rosenbogen hindurch gelangt man in den Nutzteil meines Gartens. Hier wachsen in den Gemüsebeeten verschiedenste Salate, wie die „Bunte Forelle“. In den beiden Gewächshäusern gedeihen schmackhafte Tomatensorten, wie das „Sibirische Bienchen“, die „Ponderosa Pink“, die „Indigo Apple“, die „German Red Strawberry“, die „Goldene Königin“ und sogar eine gelb-grün gestreifte Tomate namens “Green Zebra“. Meine Familie und ich ernten von den vielen Beeten alles, was wir für eine gesunde und vitaminreiche Ernährung benötigen.
In einem weiteren Nutzbereich meines Gartens stößt man auf Sträucher voller praller Beeren. Umrandet von Kräutern wie Rosmarin, Apfelminze, Oregano und Pimpinelle gedeihen hier Blaubeeren, benachbart von Himbeeren und Johannisbeeren. Hier findet sich tatsächlich ein von Moos überwucherter, nur noch von der Ostseite erkennbarer, uralter Lavastein. Im Kräutergarten wachsen neben Basilikum, Oregano und Malve auch extravagante Sorten von Alant bis Zistrose. Aus „Jiaogulan“, dem Kraut der Unsterblichkeit, setzen wir, in der Hoffnung, dass der Glaube Berge versetzt, schmackhaften Tee auf.
Den weitläufigen, hinteren Gartenbereich bildet ein nennenswerter, vielfältiger, bis zu 100 Jahre alter Baumbestand, u.a. bestehend aus Wildkirschen, Rotbuchen, Magnolien, Amberbäumen, Fliedern, Tränenkiefern und rot geästeten formschönen Hartriegeln sowie einer koreanischen Tanne als Exotin und einem kanadischen Judasbaum, der mit seinen direkt am Stamm wachsenden prächtigen Blüten einen Blickfang bietet, der seinesgleichen sucht. Dem Urweltmammutbaum direkt gegenüber ranken Duftwicken an einem zweifelsohne extravaganten Klettergerüst, erstellt aus einer umfangreichen Sammlung ausrangierter Trensengebisse, empor. Ein Wald im Garten bietet bei mir zu Hause Erholung pur und lädt Besucher zum Waldbaden ein.
In die Gartenlandschaft integrierte sonnige Sitzplätze, Holzbänke am Wegesrand und die Terrasse vor dem vollausgestatteten Gartenhaus laden dazu ein, die Ruhe zu genießen, in sich aufzunehmen und einfach zu bleiben, um den Blick über ein buntes Blütenmeer wandern zu lassen.
Für die Singvögel habe ich einen der ehemaligen 3 Biotope mit Kies und Sand zu einer Vogelbadewanne umfunktioniert. Nun plätschert und beköstigt sich das bunte Federvieh fröhlich zwitschernd an den flach auslaufenden Ufern und genießt voller Vergnügen das kühle Nass.
In die Erde eingearbeitetes Holz schafft ein Kellergewölbe für Käfer. Offene Lehmstellen und aus Bambus selbstgebaute Bienenhäuser bieten ihren Bewohnern einen luxuriösen Wohn- und Lebensraum. In Ecken angelegte Bambusröhren, Erdhaufen, Blätterhaufen, Stein- und Totholzhaufen habe ich als Rückzugsorte für Insekten angelegt. So wird alles, meiner Vorstellung entsprechend, in Anlehnung an den Kreislauf der Natur, wiederverwendet. Auch die Glühwürmchen siedeln sich bereits wieder an und sorgen am Abend für unvergleichliche Romantik.
Eine Benjeshecke erstreckt sich über die Länge von 80 Metern. Die farbenfrohe Blütenpracht aus Wildrosen, Damaszenern, duftenden Blattschmuckstauden namens „Hostas“ und Stauden-Phlox sowie eine neu angelegte, attraktive Wildblumenwiese sind, natürlichen Charme verbreitend, die pure Freude für Auge und Geruchssinn. Weinreben winden sich durch eine große Efeuhecke und bereichern sie mit Farbakzenten. Vogelbaumsträucher bieten über 30 m Länge und 8 m Breite allen heimischen Vögeln, darunter allein 5 Meisenarten, den nötigen Schutz zum Hineinschlüpfen und zum Nestbau.
Heute bin ich als Eigentümerin meiner Generation vor allem stolze Verwalterin eines Naturgartens der ganz anderen Art, eher ungezähmt und wild, statt brav geordnet, entstanden vor langer Zeit, mit den Jahren gewachsen und gereift und heute ein immer wieder aufblühender Lebensraum, der Geschichte lebendig macht.
Mein Anliegen ist es, Menschen die Verbindung zur Natur zu erhalten und zugänglich zu machen.



















































































