Es ist wieder so weit!
Nachdem wir letztes Jahr schon bei Deutschland summt mitgemacht haben, hat unsere Schulgarten Kids die Euphorie und der Ehrgeiz gepackt. Als ich uns damals für den Wettbewerb angemeldet hatte, habe ich mir nicht ausmalen können, was dieser Wettbewerb bei uns auslöst und was er alles verändert. Wir sind eine Grundschule mit 135 Kindern aus vielen verschiedenen Nationen. Von den 135 Kindern nehmen 80 Kinder an der Schulgarten AG teil.
Sind wir letztes Jahr im April ohne Plan und Ziel gestartet, hat uns das Projekt “Deutschland“ in kürzester Zeit zu vielen großartigen Ideen inspiriert. Die Kinder hatten nun Ziele auf die sie hinarbeiten konnten und das hat unsere Schulgemeinschaft, unser Stadtviertel, die Nachbarschaft und als Vorbild für anderen Schulen im Ort, bewegt.
Mein Zitat wiederhole ich immer wieder gerne:
“ Wir starten auf jeden Fall nochmal durch, der Wettbewerb ist mittlerweile der Gamechanger für uns alle. Es ist verrückt was das alles so bewegt, ich habe jetzt sogar nochmal ein Studium zur Ausbildung als Natur und Umweltpädagogin gestartet um für die Kids gut vorbereitet zu sein. Ich hätte nie gedacht, dass da so eine Energie drin steckt. Die Kinder stehen immer wieder im Garten und freuen sich über alles was krabbelt, fliegt und blüht.“
Das Stadtviertel ist grüner geworden, sogar am Straßenrand wachsen jetzt Wildblumenwiesen, die Nachbarn kommen in den Garten fragen nach Rat oder unterhalten sich einfach mit den Kindern über ihr Projekt. Bienen an Häuserwänden oder auf dem Spielplatz werden geschützt und nicht verjagt. Viele machen mit beim mähfreien Mai und von überall her kommt die Aussage: “Hätten wir doch früher auch mal so etwas gehabt“. Es ist ruhiger und entspannter um unseren Schulgarten herum geworden und wir fühlen so viel Liebe und eine Leidenschaft bei allen Leuten in und um unseren Garten, das macht einen sprachlos aber die Kinder auch mächtig stolz. Denn sie haben dank des Wettbewerbs etwas großes bewirkt. Sie haben eine Aufgabe gemeistert und hatten Erfolg, die Kinder können sich mit etwas identifizieren was ganz viele Menschen bewegt. Beim Stadteilfest konnten wir Infoflyer von Deutschland summt verteilen. Außerdem noch ein selbst erfundenes Quiz über Wildbienen und Deutschland summt für Jung und Alt anbieten und somit alle Besucher unseres Gartens über Deutschland summt und unsre Arbeit mit und für die Bienen, informieren. Die Kinder, Eltern, Nachbarn und der ganze Stadtteil blüht auf. Deutschland summt hat unseren Kindern Flügel gegeben und eine Aufgabe mit der sie wachsen.
Ein Herr von der Stadt, der sonst die Wiese alle 10 Tage mähen musste bevor sie zu unserem Schulgarten wurde hat beim Stadtteilfest gesagt: “Das ist jetzt so toll hier, ich bin froh dass ich hier nicht mehr mähen muss. So ist es viel schöner.“
Zum Teil schauen Pädagogen aus anderen Schulen vorbei um sich Tipps und Ideen für ihren Schulgarten zu holen, da jetzt tatsächlich nicht nur Schulen aus Plettenberg überlegt haben, einen Schulgarten anzulegen.
Auch aus diesem Grund machen wir dieses Jahr wieder mit, die Kinder, Schule, Nachbar, Eltern und das Stadtviertel hat ein gemeinsames Ziel: Wir tun was für Bienen. Während sich letztes Jahr ungefähr 25 – 30 Kinder zögerlich für den Schulgarten angemeldet hatten, waren es dieses Jahr von 135 Schulkinder 80 die mitmachen wollten. Sie alle wollten etwas für die Bienen tun und großes bewirken. Das rein aus organisatorischer Sicht für mich alleine als Lehrkraft hinzubekommen war schon eine große Herausforderung, die wir aber gut gemeistert haben. Eine junge Kollegin die im Mai an unserer Schule angefangen hat, ist sofort begeistert mit eingestiegen. Auch mich hat dieses Projekt so inspiriert, dass ich jetzt ein Studium zur Natur und Umweltpädagogin gestartet habe. Außerdem kamen wir so begeisternd rüber, das wir für die Zeitschrift “Mein kleiner schöner Garten“ ein Jahr lang in jeder Ausgabe über unseren Schulgarten und die Wildbienen schreiben dürfen. (in der Juli Ausgabe auch über Deutschland summt) Im Juni kam sogar jemand von unserem lokalen Radio Sender vorbei um in unserem Garten die Euphorie der Kinder einzufangen. Der Bericht über die Arbeit im Garten, den Einsatz für die Wildbienen und unser Einsatz für Deutschland summt, wurde dann im Radio gesendet.
Mit Hilfe von Eltern, Nachbarschaft und Firmen haben wir den Garten nochmals umstrukturiert so dass wir im Februar wieder vor einer großen Baustelle standen. Die Hochbeete wurden umgestellt um mehr Platz zu schaffen, es mussten Rollator und Rollstuhlgerechte Wege her. Der Erdaushub kam dann erstmal in eine Ecke. Das grüne Klassenzimmer musste begradigt werden und auch das waren massive Erdarbeiten. Ich habe zwischendurch echt gedacht, dass war es mit der grünen Bienenoase. Unser Garten sah aus wie ein Schlachtfeld.
Die Kinder bekamen Anfang des Jahres die Aufgabe: Sammelt Ideen, was soll sich ändern, was sollen wir verbessern und schon sprudelte es aus Ihnen heraus. Klasse drei und vier sogar mit Internetrecherche.
Projekt 1: Wir haben den Wildwuchsbereich auf fast das doppelte vergrößert und daneben ein Wildblumenfeld angelegt.
Projekt 2: Wir haben aus Totholz eine 2,50m lange, 80 cm breite und ca. 1,50 hohe Benjeshecke gebaut (O-Ton von einem Viertklässler: Ihr müsst darauf achten das richtige Holz zu nehmen, ich habe recherchiert, dass Nadelholz die Flügel der Bienen verklebt) An die Hecke haben wir ein neues Wildbienenhotel gehängt
Projekt 3: Wir haben einen unbewachsenen Naturerdhaufen angelegt um Bienen die Möglichkeit zu geben dort Nistplätze an schrägen Stellen in die Erde zu bauen.
Projekt 4: Wir haben selbst senkrechte Lehm Sandwände gebaut, damit Bienen eine Möglichkeit bekommen, ihre Nester in diesen Bereich zu bohren bzw. zu bauen. Ein Teil davon steht direkt in unserem vergrößerten Sandarium, ein Teil in einem großen Tongefäß in der Nähe.
Projekt 5: Ein Beet angelegt, mit einigen heimischen Blühpflanzen direkt neben der Benjeshecke. Inklusive Infotafel, damit die Besucher lesen können, warum heimische Pflanzen so wichtig sind.
Projekt 6: Heimische Kräuter und insektenfreundliche Pflanzen. Zusätzlich zum Herbaria Kräuterpaket sind auf einer Fläche von ca. drei mal zwei Meter unsere Wilden Talente mit samt Infotafel eingezogen. Wir haben ein Extrabeet für die wilde Möhre, den Rainfarn, Wirbeldost, Gundermann, Wegwarte, Scheuchzer Teufelskralle, Lichtnelke und noch viele Pflanzen mehr von den Wilden Talenten angelegt. Von Gartenbau Born haben wir dafür extra Infotafeln erhalten um die Besucher über die Nützlichkeit dieser Kräuter zu informieren
Projekt 7: Zusätzlich zu den Insektentränken die überall verteilt bei uns im Garten stehen, haben wir noch eine etwas größere Tränke in der Nähe der Bienenoase gebaut.
Projekt 8: In unserem Wildwuchs und Totholzbereich mit dem Sandarium gibt es jetzt eine große Brombeerhecke damit die trockenen Stängel nachher als Nisthilfe genutzt werden können
Projekt 9: Die Tannenzapfen sind aus dem alten Insektenhotel rausgeflogen und wurden durch Röhrchen und ein Sand Lehmgemisch ersetzt.
Vorschlag 10: Hat eigentlich nichts mit unserem Schulgarten zu tun, aber mit der Aktion Deutschland summt: Wir wollen einen bunten Schulweg. So durften wir Grünstreifen in Wildblumenwiesen verwandeln die auf dem Schulweg liegen.
Unser Lesesteinhaufen mit den großen Schneckenhäusern und die Natursteinmauer als Kräuterspirale sind geblieben bzw. erweitert worden
Für das Frühjahr hatten wir letztes Jahr im Oktober jede Menge Frühblüher gepflanzt um frühzeitige ein Nahrungsangebot zu bieten. Dazu kam jetzt im Frühjahr noch eine kleine Sal Weide, ein Holunderbusch und Kirschbäume.
In unseren Beeten stehen überall selbstgebastelte Insektentränken und an den Bäumen haben wir selbstgebaute Ohrenkneiferhotels. Unser Garten ist mittlerweile autark, wenn wir kurze Stücke mähen ( nur noch die Wege, kein ganzes Grundstück mehr, damit die Wiese mehr Möglichkeiten hat zu wachsen), dann mit einem Elektrorasenmäher den wir mit Solarenergie von einer gespendeten kleinen Photovoltaikanlage (Dank des vollen Einsatzes eines Vaters) auf unserem Gartenhaus, speisen. Das Gießwasser bekommen wir aus Regentanks, die an die Regenrinnen der Schulen angeschlossen sind. Dies war alles ist nur durch den unermüdlichen Einsatz unserer Nachbarschaft und Eltern möglich, die sich so für dieses Projekt begeistern.
Natürlich haben wir auch dieses Jahr wieder an der Aktion mähfreier Mai teilgenommen.. Entlang des Zauns haben wir auf einem Streifen von ca. 30cm Breite das Gras stehen gelassen, vor allem auch die Brennesseln. Den Garten bzw. die Beete haben wir erst “aufgeräumt“ als es längere Zeit keinen Frost mehr gab, was im Sauerland recht schwierig war. Letzten Herbst hatten wir Reisighaufen angelegt und alle Blütenstängel stehen gelassen um den Insekten eine Überwinterung im Garten zu ermöglichen.
Insgesamt haben wir durch die vielen Neuerungen von unseren 400qm ca. 200qm nochmals neu und Bienen freundlicher gestaltet. Wir haben uns viel mehr Gedanken um eine sinnvolle Bepflanzung gemacht und versucht alle möglichen Ideen umzusetzen.
Im Garten befinden sich jetzt 8 Hochbeete mit verschiedenen Gemüsesorten, Erdbeeren, Kürbis, Zucchini etc. 8 Obstbüsche wie Johannisbeeren, Stachelbeeren, Him- und Brombeeren. Ein Kartoffelacker, drei Wildblumenbereiche ca. 80qm groß, eine große Wildwuchsecke, Totholzbereich, Benjeshecke, Naturerdhaufen, Beete mit heimischen Pflanzen und Kräutern, eine Kräuterspirale mit Trockenmauer, 5 Bienentränken , davon eine etwas größere, ein Sandarium, vier Lehmwände, zwei Bienenhotels, zwei Kirschbäume, ein Apfelbaum, ein Pflaumenbaum, eine Weide, ein Holunderbusch (gerettet aus dem Grüncontainer) mehrere Infoschilder über Wildbienen und heimische Pflanzen, ein Wurmkomposter für den natürlichen Dünger.
Ich arbeite jetzt schon etwas länger an dieser Schule, aber so einen Ruck und so eine Veränderung im Schulleben habe ich noch nicht erlebt. Die Kinder merken sie tun etwas für Bienen, aber auch etwas für sich selbst. Sie fangen an, an sich und ihre Leistungen zu glauben. Sie tun sich und den Bienen etwas Gutes. Sie Können mal etwas und lieben alles was mit dem Garten und vor allem mit dem Thema Bienen zu tun hat. Ein Paradies für Bienen und für beflügelte Kinder.
Eine kleine Anekdote zum Schluss: Als ich jetzt in der Bücherei war, hat die Frau meinen Namen auf dem Ausweis gelesen und folgendes zu mir gesagt: Jetzt habe ich endlich ein Gesicht zu dem Namen, ich lese immer so viel darüber, was sie alles mit den Kindern machen und finde das ganz toll. Jetzt kann ich Ihnen endlich persönlich sagen, machen sie bitte mit den Kindern so weiter, das ist einfach so wertvoll für alle. (Das hat mich schon ein wenig stolz gemacht und zeigt dass wir auf jeden Fall auf dem richtigen Weg sind) Danke Deutschland summt.