Als wir vor etwa einem Jahr unser Haus gekauft haben, war schnell klar: Der Vorgarten muss sich verändern – und zwar gründlich. Was wir vorfanden, war eine lebensfeindliche Splittlandschaft: angeschütteter Boden, ein einzelnes Mandelbäumchen, dicke Teichfolie darunter und eine Schicht aus Splitt obendrauf. Kein Grün, kein Leben – stattdessen ein Ort, an dem der Splitt abrutschte und sich sonst niemand wohlfühlte.
Doch genau hier sollte unsere kleine Oase für Insekten, Vögel, Eidechsen & Co. entstehen. 🐝🌼🦎🐦
Trockenmauer trifft Magerbeet
Für mich stand von Anfang an fest: Hier soll eine Trockenmauer entstehen – nicht nur aus optischen Gründen, sondern als echtes Herzstück des neuen Lebensraums. Trockenmauern faszinieren mich schon lange. Sie sind nicht nur schön, sondern bieten unzähligen Tieren Unterschlupf, Sonnenplätze und Rückzugsorte. Und da unser Vorgarten fast den ganzen Tag Sonne abbekommt, fiel die Entscheidung auf ein Magerbeet – die perfekte Kombination für diesen Extremstandort. ☀🌸
Recycling mit Herz: Steine, Holz & ganz viel Einsatz
Uns war es wichtig, nicht einfach alles neu zu kaufen, sondern mit vorhandenen und geretteten Materialien zu arbeiten. Die Steine für die Mauer stammen aus der Region – zum Teil vom Acker eines befreundeten Landwirts, zum Teil über Kleinanzeigen von einem alten Mauerrückbau. Als wir die schönen Sandsteine sahen, war klar: Die bekommen ein neues Zuhause bei uns. Auch das Totholz wurde gerettet – aus dem nahegelegenen Park, bevor es im Holzhäcksler gelandet wäre. Mit Erlaubnis durften wir es mitnehmen. Mein Mann nennt diese Aktion übrigens liebevoll „Lebensraumretter“ – und das trifft es ziemlich gut. 🙂
Rückbau mit Überraschungen
Im Frühjahr ging es dann ans Eingemachte: Der Splitt kam raus, darunter lag – Überraschung! – eine schwarze Teichfolie. Und darunter wiederum… eine Wachstuch-Tischdecke. Offenbar war hier alles erlaubt, was irgendwie abdichtet. Auch das alte Betonfundament musste weg – per Schlagbohrmaschine. Die Betonreste wurden direkt als Drainagematerial wiederverwendet. Beim Rückbau entdeckten wir sogar ein paar Überlebenskünstler: Blumenzwiebeln unter der Folie, die noch Lebenszeichen von sich gaben. Diese haben wir vorsichtig geborgen und in einem Eimer zwischengelagert – vielleicht blühen sie im nächsten Jahr wieder auf. Auch der weiße Mauerpfeffer, der sich zwischen den alten Steinen angesiedelt hatte, wurde natürlich gerettet und später wieder eingebaut. 🌸
„Köni“ bleibt! – Mit Respekt für das, was schon da ist
Schon bevor wir überhaupt mit dem Umbau begonnen haben, hatte sich ein ganz besonderer Gast im Vorgarten angesiedelt: eine Königskerze, die im letzten Jahr still und leise ihre Blattrosette gebildet hatte. Für mich war sofort klar – sie bleibt! 🌼
Wir haben sie liebevoll „Köni“ getauft und während der gesamten Bauarbeiten umsichtig geschützt. Jetzt, ein Jahr später, ist sie tatsächlich zur Königin des Beets geworden: beeindruckend hoch, wunderschön blühend und ein echter Blickfang am Eingang. ❤️🌼 Solche Momente zeigen uns immer wieder, wie wichtig es ist, der Natur nicht nur Platz zu geben, sondern ihr auch mit Respekt zu begegnen. Und das Mandelbäumchen haben wir übrigens erfolgreich umgepflanzt – es lebt nun im hinteren Garten weiter.
Stein für Stein zur Trockenmauer
Den zuvor entfernten Splitt haben wir direkt sinnvoll weiterverwendet – für das Fundament der Mauer. Unten begannen wir mit den großen Brocken, darüber folgten Schicht für Schicht die kleineren Steine. Es waren gefühlt tausend Stück – und natürlich schien keiner auf Anhieb zu passen. Also hieß es probieren, schieben, fluchen, lachen – und weitermachen. 😉 Aber mit Geduld und Teamwork wuchs Stein für Stein unsere Mauer – auf die wir richtig stolz sind. 🤩 In die Lücken wurden direkt insektenfreundliche Pflanzen gesetzt – mit dem Ziel, dass es bald in jeder Ritze blüht, summt und brummt. 🐝 🌱🌸 Zur Abstützung der Rückseite kam Recyclingmaterial zum Einsatz. Eine zweite kleinere Mauer entstand zur Terrassierung, um den Höhenunterschied zum Haus auszugleichen – auch hier wurde der alte Mauerpfeffer wieder eingesetzt.
Sand, Totholz und viele gute Ideen
Auf das vorbereitete Beet kam dann eine rund 30 cm starke Schicht Kiessand (0/8), ergänzt mit einer dünnen Kompostlage für die Wasserspeicherung. Herzstück: das stehende Totholz. Es stammt von unserer Schwägerin, die bei der Kulturstiftung arbeitet – die Stämme waren zur Entsorgung vorgesehen, wir durften sie retten. Damit sie sicher stehen, wurden sie mit Bewehrungsstahl und einem Querholz verankert. Zwischen zwei Stämmen haben wir eine Insektennisthilfe eingebaut. Mulch gibt’s bei uns nicht – der offene Sand bleibt bewusst frei, damit bodennistende Wildbienen graben können. Und siehe da: Schon während der Bauphase kamen erste „Besucher“ vorbei und testeten unseren Sandhaufen. 🐝😊
Pflanzzeit!
Nach sorgfältiger Auswahl wurden schließlich heimische Wildstauden und Gräser gesetzt – nicht ganz exakt nach Plan, aber mit viel Liebe. Denn während der Baumaßnahmen habe ich mich an der linken Hand verletzt und konnte nur mit „halber“ Kraft mitwirken. Das war echte Teamarbeit. Ein weiterer Totholzstamm fand als dekoratives Element und zusätzlicher Lebensraum noch Platz, ebenso wie einzelne Akzentsteine für Sonnenplätze und Sitzmöglichkeiten für Insekten. Im Herbst sollen noch Frühblüher einziehen, um das Nahrungsangebot zu erweitern. 🌱🌸