Seit dreieinhalb Jahren wohne ich in einem Neubaugebiet und versuche, meinen Garten Stück für Stück zum Naturgarten umzugestalten. Im letzten Sommer fiel der Entschluss, die unnütze 45 Quadratmeter große Rasenfläche ab dem Herbst in ein Magerbeet mit vielen möglichst heimischen Stauden und Strukturen für Wildbienen, Schwebfliegen und Käfer sowie Eidechsen zu verwandeln.
Nachdem der Pflanzplan fertig war und alle Zwiebeln und Stauden angekommen waren, wurde zunächst im September die Rasenfläche in schweißtreibender Arbeit entfernt. Anschließend wurde der Boden gelockert und mit Sand abgemagert. Die entfernten Rasenkantensteine wurden zerkleinert und für die Eidechsenburg wiederverwendet. Die überschüssige Erde wurde nicht abgefahren sondern hinter der Trockenmauer aufgeschüttet.
Nach dem Setzen der Stauden wurden etwa 500 Zwiebeln von Traubenhyazinthen und Wildtulpen gesteckt, denn die Insekten sollen auch früh im Jahr Nahrung finden. Bei den zweijährigen und mehrjährigen bis ausdauernden Stauden handelt es sich überwiegend um heimische und/oder Wildformen, die über das Jahr verteilt blühen und so die Futterquelle zwischen März und Oktober nie versiegt. Anschließend wurde mit feinem Kies gemulcht. Natürlich gibt es auch ein paar nicht heimische Stauden oder Zuchtsorten aber keine invasiven Arten. Was nach meiner Pflanzenliste auf naturaDB nicht heimisch ist, ist der Wollziest. Der musste aber unbedingt sein weil die Wollbienen dort die Pflanzenhaare für ihre Nester holen.
Am Ende der Eidechsenburg wurde ein alter Großküchentopf eingegraben, der den Insekten als Wasserquelle dient. Außer direkt nach dem Einsetzen wurden die Pflanzen an diesem trockenen sonnigen Standort bis heute nie gegossen. Sie wachsen prächtig und es haben sich schon Wildpflanzen wie der Klatschmohn, Schafgarbe oder die wilde Möhre von selbst angesiedelt. Nur einige wenige haben den Winter und/oder den Standort mit dessen Bedingungen nicht überlebt. Die Nachfolgepflanzen aus einer Wildstaudengärtnerei in Alzey stehen schon bereit, um die Lücken der Zweijährigen im nächsten Jahr zu schließen.
Für die Eidechsenburg, die leider noch unbewohnt ist, wurde auch Totholz verwendet. Meinem Nachbarn und dem Revierförster sei Dank.
Die Sandflächen werden schon eifrig vom Bienenwolf genutzt. Die Bohrlöcher am erst neulich aufgestellten Totholzklotz dienen den Gartenwollbienen als Übernachtungsmöglichkeit. Diese lieben den üppig wachsenden Hornklee und die Männchen patrouillieren zwischen dem Hornklee und dem Ziest. Die schwarze Holzbiene besucht den für ihre Größe passenden Muskatellersalbei und in den Glockenblumen schlafen die Glockenblumenscherenbienen.
Der Umbau des Rasens hat sich mehrfach gelohnt. Zuerst für die Natur, die zugegebenermaßen nur einen kleinen Raum für heimische Pflanzen zurückerhalten hat. Zu dieser gehören natürlich auch die Insekten, die die Fläche zahlreich annehmen. Aber auch einem Igel und Vögeln gefällt das neue Beet. So lässt sich der Distelfink die Samen der Wiesenflockenblume und der mazedonischen Witwenblume schmecken.
Und natürlich profitiere auch ich, denn erstens habe ich jetzt weniger Arbeit - kein Mähen, Vertikutieren oder Düngen mehr - und zweitens eine wunderschön anzuschauende, abwechslungsreiche und lehrreiche Fläche, auf der sich vieles entdecken lässt wenn man sich darauf einlässt, sich etwas Zeit nimmt und beobachtet. Und die Erholung gibt es gratis dazu.
Ich bin schon sehr gespannt darauf, welches Gesicht das Magerbeet im kommenden Jahr zeigen wird und welche Tiere und Pflanzen zuwandern werden. Außerdem wird der Garten zum Glück nie fertig!!!
Den Rasen habe ich noch kein Sekunde vermisst.
Standort
76872 SteinweilerVorher- & Nachher-Bilder
Heimische Pflanzen
Gartenstrukturen
Aktionsbilder & Infoarbeit
Jubelbilder
Fläche
45 m²
Anzahl der Projektbeteiligten
1
Informationen zur Gruppe
Pflanzliste - NaturaDB
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