DEUTSCHLAND SUMMT!-Pflanzwettbewerb
Bepflanzte Fläche: 268.660 m²

2017 hatten wir das große Glück, eine Parzelle in der Kolonie Nieland vom Kleingartenverein Wedel übernehmen zu können. Der Garten hat eine offene, sonnige Lage am Rand eines Industriegebietes. Uns war von Anfang an klar, dass wir hier naturnah gärtnern wollten. Außerdem hatten wir die vage Idee, einen Ort zu gestalten, an dem auch andere Menschen in Kontakt mit der Tier- und Pflanzenwelt kommen könnten. Ich hatte einige Zeit vorher einen Bericht über den Comenius Garten in Berlin gesehen, in dem vor allem Jugendliche und Kinder in einem geschütztem Raum mit einbezogen werden und Natur erleben. So etwas im Kleinen schwebte uns vor. Und insektenfreundlich sollte es sein! Unsere Vorgänger hatten schon einmal eine bunte Blumenmischung ausgesät, von denen noch einige Pflanzen auf einem kleinen Stück am Zaun wuchsen, ansonsten gab es ein paar Obstbäume und Beerensträucher. Außerdem einen größeren Teich in der Mitte des Gartens und lauter gepflasterte Wege. Los ging's!

Schrebern heißt für mich, Gemüse und Obst anzubauen und dann voller Freude zu ernten! Auf ca. 90 qm startete ich mit dem Gemüsegarten im vorderen Bereich, sichtbar vom Weg aus. Ich baue unser Gemüse nach dem Prinzip der Mischkultur mit Fruchtfolge und -wechsel an, wobei ich nach Möglichkeit auf samenfeste, ökologische Sorten achte. Selbstverständlich verzichte ich auf Insektizide, Pestizide und mineralischen Dünger. Gesunder Boden - gesunde Pflanze. Den Boden baue ich mit eigenem Kompost, Gründüngung und verschiedenen Mulchmaterialien auf. Jede Fläche ist immer bedeckt, 'schwarze Acker' gibt es bei uns nicht. Mittlerweile verzichte ich ganz aufs Umgraben. Muss der Boden tiefer gelockert werden, benutze ich eine Broadfork, ansonsten wird nur in den oberen Schichten gehackt. An den Rändern und Ecken der Beete dürfen sich u.a. Ringelblumen, Borretch und Bartnelken aussamen. Kräuter wie Thymian und Schnittlauch rahmen die Beete ein und kommen natürlich zur Blüte und Aussaat. Durch das Mulchen wächst wenig Unkraut, das ich dann aber auch jäte. Wir starten die Ernte unseres eigenen Gemüses mittlerweile im April mit dem grünen Spargel und schließen mit dem letzten Grün- und Rosenkohl im Februar/März. Viele Kulturen lasse ich zur Blüte kommen, um eigenes Saatgut zu gewinnen und um ein weiteres Angebot für die Insekten zu bieten. So ziehe ich z.B. den schießenden Grünkohl mitsamt dem Wurzelballen heraus und setze ihn hinten auf dem Kompost, wo er abblühen kann.

Wenn wir schon mit einigen Maßnahmen (kleine Nisthilfe, Totholz, Wildblumenbeet) für insektenfreundlichen Gärtnern gestartet waren, hat uns die große Begeisterung für Insekten spätestens nach der Teilnahme am Wettbewerb des Landesverbandes S-H der Gartenfreunde 'Hungriges Insekt sucht Biene mit Blüte' 2020 gepackt. Inzwischen ist jeder Bereich des Gartens so umgestaltet, dass er einen Nutzen für Insekten und natürlich auch andere Wildtiere bietet. Die Steine auf den Wegen haben wir gegen Holzhäcksel ausgetauscht. Wir haben Sträucher wie Zaubernuss, Weißdorn, Haselnuss und Kornelkirsche gepflanzt  und vom Frühjahr bis in den Herbst hinein blüht immer etwas. Gegenüber von den Gemüsebeeten haben wir eine größere Fläche für Wildblumen und -stauden angelegt. Hier drin befindet sich ein großer Lesesteinhaufen und einiges liegende Totholz. Offene Stellen bieten hier bodenbrütenden Wildbienen Raum, wobei diese sich auch im ganzen Garten selbstverständlich ihre Plätze suchen. Seit diesem Jahr gibt es vorne in der Ecke des Beetes ein Sandarium, für das ein mächtiges Ziergras weichen musste. Direkt daneben haben wir eine selbst gebaute Nisthilfe und einen Schaukasten aufgestellt, um über insektenfreundliches Gärtnern zu informieren. Am Teich haben wir einen Wasserlauf gestaltet, der durch Spritzwasser immer für ein feuchtes Biotop sorgt. Es gibt viel Moos am Rand des Wassers, wo Bienen sicher trinken können. Am anderen Ende haben wir die 'Molchhöhle' angelegt, eine Grube, die nicht nur diesen Tieren Schutz im Winter geben soll, sondern die auch gerne von Hummeln im Sommer besiedelt wird. Unsere zwei Rasenflächen mähen wir im Wechsel, so daß die verschiedenen Kräuter darin immer ein Blühangebot bieten. Hinter der Hütte gibt es unsere wilde Ecke. Nachdem wir dort das Fundament der alten Hütte ausgegraben haben, überlassen wir diese Fläche sich selbst. Ein kleiner Teich versteckt sich hier und es bietet sich jedes Jahr ein anderes Bild. Im Anschluß daran kommt der Kompost, auf dem der Kürbis sich breit macht und dann geht es um die Ecke zur 'Igelburg'.

Wichtig ist uns, möglichst mit den vorhandenen Ressourcen nachhaltig zu arbeiten und zu gestalten. So nutzen wir so gut wie alle 'Gartenabfälle' für den Kompost oder als Mulch, bauen mit den Steinen, die wir vorfinden, Trockenmauern, stöbern bei Ebay oder fällen, wenn nötig, den Baum der Nachbarin und übernehmen das Holz. Viele Feldsteine durfte ich von meiner Arbeit auf einem Biohof mitnehmen und so mancher Holzstumpf von dort oder ausgediente Jutesäcke (Mulch) und Stroh fanden den Weg in unsere Beete. Schafswolle zum Düngen bekommen wir über einen Nachbarn und im Nachbarort können wir günstig Alpaka-Kaka holen. Auch über diese Aktionen kommen wir immer wieder ins Gespräch und revangieren uns gerne mit selbst gemachter Marmelade oder Traubensaft.

Da wir an keiner Seite des Gartens für die Bepflanzung zuständig sind und somit keine gemischte Hecke anlegen können, haben wir Sträucher in einem lockeren Verband gepflanzt und am Kompost ein immergrünes Geißblatt gesetzt, das nun super dicht eine weitere Trockenmauer überwächst. Der alte Pfaumenbaum der Nachbarin steht als Totholz und dicke Äste davon liegen in den Beeten verteilt, wo sich in diesem Jahr zum ersten Mal Totholz-Blattschneiderbienen eingenistet haben. Unser Garten bietet eine Vielzahl an Nistmaterialien und -möglichkeiten für Wildbienen, überall wird Holz abgeschabt, es gibt Lehm am Boden und als Steine in der Nisthilfe und wir entdecken immer wieder neue Plätze, an denen sich Wildbienen einquartieren, wie z.B. Blattschneiderbienen unter dem Dach der Hütte oder Sandbienen in den Fugen hinter der Geräteschuppentür. Oder es schaut einen plötzlich eine kleine Biene aus einem Loch im Rasen an. Spannend zu sehen ist, wenn dadurch die natürliche Schädlingsabwehr tatsächlich funktioniert und wir eine Sandwespe mit Raupe auf dem Weg zu ihrer Nisthöhle beobachten dürfen und unzählige Marienkäfer die Blattläuse wegfuttern.

Diese Art zu gärtnern schult alle Sinne ungemein. Mittlerweile gehen wir nur noch aufmerksam durch den Garten, entdecken oft zuerst mit den Ohren, weil sich ein fremdes Summen einstellt und in allen Beeten wird mit Bedacht gearbeitet, um mögliche Nester im Boden nicht zu stören. Jede Neuanschaffung und Umgestaltung erfolgt unter insektenfreundlichen Gesichtspunkten.

Und nun zieht unser Engagement Kreise. Da unser Garten ein echter Hingucker ist, kommt es immer wieder zu Gesprächen am Zaun mit Spaziergängern und unseren Mitgärtnern. Wurden wir zu Anfang noch etwas skeptisch beäugt, finden wir mittlerweile großen Zuspruch und sind in einem stetigem Austausch über erfolgreiches, naturnahes Gärtnern. Zweimal im Jahr bieten wir den Tag des offenen Törchens an, wo viele Besucher vorbeikommen, um sich zu informieren und wir uns mit den Schrebern aus anderen Kolonien in Wedel vernetzen. So wächst nicht nur das Gemüse sehr gut, sondern auch die Gemeinschaft von naturnahen Mitstreitern. Da wir überschüssiges Gemüse über einen Korb am Zaun verschenken oder gegen Spende abgeben, entstand ein Kontakt zum Kinderschutzbund in Wedel, an den wir das Geld weiterleiten. Mit dessen engagierter ersten Vorsitzenden Bonny Redelstorff haben wir in diesem Jahr ein Gartenprojekt für Grundschüler ins Leben gerufen. Mit vier begeisterten Zweitklässlerinnen gärtnern wir nun montags nachmittags und bringen ihnen so nebenbei die Bedeutung der Insektenwelt nahe. Bei Instagram haben wir zwei Profile (garten_nr.8 und galerie_garten_nr.8), auf denen wir über unser Tun berichten und auch das regelmäßige Posten vom Fotos und Videos über unsere Entdeckungen im Status von WhatsApp gibt uns immer wieder positive Rückmeldungen und erreicht viele Menschen.

Und so bereichert unser Garten nicht nur die Natur mit all seinen spannenden Lebensformen, sondern vor allem auch uns selbst! Wir haben in den letzten Jahren so viel Spannendes gelernt und entdecken immer wieder Neues. Unser Projekt Garten ist nie fertig und wächst mit allen Ideen, die wir unterwegs auf Reisen, in Büchern, Foren im Internet und im lebendigen Austausch mit anderen Menschen finden. Wenn das Törchen offen steht, und das tut es meistens, sind Freunde, Bekannte und Neugierige eingeladen hereinzuspazieren und den Garten mit uns gemeinsam zu genießen. Und Genuß pur ist es, nach getaner, kreativer  'Arbeit' oder einem leckerem Essen mit selbst geerntetem Gemüse durch unser kleines Paradies auf Entdeckungreise zu gehen oder gemütlich von der Bank aus den Blick ins bunte Blühen unseres summenden Idylls schweifen zu lassen!

Standort

22880 Wedel

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Vorher- & Nachher-Bilder

Heimische Pflanzen

Pflanzliste

Blumen: siehe Pflanzliste in naturadb.de:  https://www.naturadb.de/listen/2pzdp8kd/?order_by=name_asc#list-sort

weitere Blumen: insektenfreundliche Rosen und Herbstastern

Gehölze/Obstbäume: Haselnuss, Faulbaum, eingriffliger Weißdorn, Schneeball, Kornelkirsche, Hauszwetschge, Kirsche, Apfel, Salweide, Hartriegel, Zaubernuss

Obst: Brombeere, Himbeere, Rote und Schwarze Johannisbeere, Erdbeere, Physalis, Heidelbeere, Stachelbeere, Kiwi

Blühendes Gemüse: Grüner Spargel, Erbsen, Zuckererbsen, Grünkohl, Rosenkohl, Feldsalat, Postelein, Zucchini, Kürbis, Buschbohnen, Stangenbohnen, Gurke, Heckenzwiebel, Tomate, Radieschen

Kräuter (ich lasse alle blühen): Rosmarin, Thymian, Ysop, Pimpinelle, Schnittlauch, Oregano, Pfefferminze, Gewürzfenchel, Dill, Salbei, Basilikum, Zitronenmelisse, Strauchbasilikum, Petersilie, Bohnenkraut

 

 

Gartenstrukturen

Aktionsbilder & Infoarbeit

Jubelbilder

Fläche

500 m²

Anzahl der Projektbeteiligten

2

Informationen zur Gruppe

Um den Garten kümmern sich mein Lebensgefährte Dieter und ich, Hanna. Ich arbeite seit fast 14 Jahren als Quereinsteigerin im Gemüseanbau auf dem Biohof Hof Dannwisch. Zunächst nur in Teilzeit, woraus im Laufe der Zeit eine Vollzeitstelle wurde, da mich diese nachhaltige Form, gutes Gemüse zu produzieren, begeistert und es mir einfach nur gut tut, draußen zu arbeiten. Hier lerne ich viel über Boden und Kulturpflege und im Gegenzug kann ich mein Wissen über Wildbienen und anderen Nützlinge im Garten einbringen, was von meinem Chef sehr gerne gesehen und unterstützt wird. So ermöglicht er u.a dem Team und mir die Teilnahme an entsprechenden Seminaren und das Aufbauen von insektenfreundlichen Strukturen. Außerdem betreue ich die Landbaupraktika der 9. Klassen bei uns auf dem Hof und habe darüber immer wieder die Gelegenheit, Jugendlichen den Wert und das interessante Leben unserer Insektenwelt nahezubringen. Ich engagiere mich immer stärker im Verein und habe nun auch die Ausbildung zur Fachberaterin begonnen, wobei mein Schwerpunkt natürlich klar auf ökologischem Gärtnern liegt. In unserem Garten bin ich zuständig für alles 'Grüne' und bilde mich laufend in Bezug auf Wildbienen und -blumen und Ökologie im Gemüseanbau fort. Dieter arbeitet in der ambulanten Pflege und genießt den Ausgleich im Garten zu dieser anspruchvollen Tätigkeit. Sein Faible ist das Arbeiten mit Holz und so sind sein Schwerpunkt alle Bau- und Baumarbeiten, das Aufstellen von Nisthilfen, Totholzelementen und Stützen für alles, was hoch hinaus will. Außerdem interessiert er sich für Heilkräuter und als Hobbyfotograf kommen unzählige fantastische Aufnahmen aus unserem Garten von ihm. Meine Söhne Malte und Jan-Ole helfen uns gerne bei unseren Projekten und dem Ernten. Bonny Redelstorff vom Kinderschutzbund knüpfte den Kontakt zur Grundschule und zur Presse und ist montags beim Gartenprojekt mit dabei. Und wann immer Hilfe vonnöten ist, finden wir diese bei unseren Schrebergartennachbarn und Freunden. Gerade Caro, eine ehemalige Kollegin von mir, kommt immer gerne vorbei und war uns beim letzten Tag des offenen Törchens eine super Hilfe. Besonders danken möchte ich Imke und Britta, Mitschreberinnen, die mit in die Organisation des 'Tag des offenen Törchens' eingestiegen sind und uns beim Umsetzen unserer Ideen immer tatkräftig und mental unterstützen.

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