Pflanzwettbewerb
„Wir tun was für Bienen!“
Bepflanzte Fläche: 839.840 m²

Als wir vor 11 Jahren unsere Wohnung bezogen haben war mir noch nicht bewusst vor welche Herausforderungen mich die Bepflanzung des Balkons stellen würde. Er ist nach Nord-Osten ausgerichtet, befindet sich direkt zwischen zwei Häusern, ist dadurch wie ein Windkanal und mit einem transparenten Welldach überdacht. Die Sonne scheint nur Morgens zwischen 10-12 Uhr auf der linken Seite und Abends bekommen wir noch ein paar flache Sonnenstrahlen zwischen 18-19 Uhr auf der rechten Seite ab.

Wie viele wollte ich auch etwas Grünes und Buntes auf unserem Balkon pflanzen. Wir kauften zunächst 3 einfache Balkonkästen für die Brüstung und typische Blühpflanzen aus dem Pflanzenmarkt. Für die Vögel wurde auch recht schnell eine Futterstelle aufgehängt (damals noch Knödel im Plastiknetz 🙄). Leider musste ich mit der Zeit immer wieder feststellen, dass das mit den gekauften Pflanzen mit meinen gegebenen Bedingungen so nicht einfach funktioniert. Versuche auch Obst oder Gemüse anzupflanzen scheiterten. Die allermeisten Pflanzen hatten zu wenig Licht und wir mussten uns etwas anderes überlegen, da ich eine dauerhafte Bepflanzung wollte. Ich war quasi gezwungen mich in das Thema hineinzudenken, denn meinen Wunsch nach einem grünen blühenden Balkon wollte ich nicht aufgeben und so wurde allmählich das Wissen über die Bepflanzung und die dazu gehörenden Bestäuber immer größer.

2019 begannen dann die ersten Schritte in Richtung dauerhafter und insektenfreundlichen Bepflanzung. Hier stellte ich fest, dass neben der Pflanzenart auch auf die Mischung des Substrates, die Größe des Pflanzkübels, die Lichtverhältnisse und den pestizidfreien Pflanzenkauf geachtet werden muss. Das klingt vielleicht für jemanden, der schon länger auf diesem Gebiet Erfahrung hat selbstverständlich und banal, für mich war es aber ein schwierigerer Lernprozess diesen Balkon in ein Blütenmeer zu verwandeln. Heutzutage, indem ich meine Erfahrungen mit meinen Freunden, Kollegen und der Familie teile, stelle ich immer wieder fest, dass eine erfolgreiche Bepflanzung bei manchen auch immer wieder scheitert (nicht insektenfreundlich/ Substrat verschlammt) und dass das Frust auslöst und im schlimmsten Fall eine Begrünung aufgegeben wird. Hier versuche ich mittlerweile zu helfen und zu motivieren, denn als Laie sind einem die wichtigen und meist doch einfachen Grundbedingungen schlichtweg nicht bewusst. Bei einer insektenfördernden Bepflanzung beginnt das schon mit der Auswahl der blühenden Pflanzen. Wenn die Blüte so gezüchtet ist, dass man vor lauter Blütenblättern die dann meist zurückentwickelten Pollenstände nicht sieht, ist das für viele Käufer zwar schön anzuschauen, für unsere kleinen Krabbler aber oft keine nützliche Nahrungsquelle. Auch ist der Verzicht von Schädlingsbekämpfung zum Beispiel gegen Blattläuse wichtig. Wenn wir Nützlinge wie Flohrfliegen-, Marienkäfer- und Schwebfliegenlarven durch wilde Strukturen fördern, erledigen diese gefräßigen Tierchen gerne das Problem. Anfang des Jahres dachte ich, dass ich meine Bartblume durch Spinnmilben verlieren würde. Sie war komplett übersät und die Blätter wuchsen kümmerlich. Daraufhin habe ich mehrere Flohrfliegenlarven von anderen Pflanzen eingesammelt und nun gedeiht die Pflanze wieder prächtig und die ersten Knospen für diesen Herbst sind schon zu erkennen. Diese Kleinigkeiten sind für viele unbekannt und ein gern angenommener Tip für die nächste Kauf- oder Handlungsentscheidung.

2022 hatte ich dann eine genaue Vorstellung und genug Wissen angesammelt, wie ich unseren Balkon dauerhaft und vor allem für Insekten und Wildvögel wertvoll gestalten kann. Um eine möglichst wilde Struktur für Insekten zu erschaffen, war die Steinwüste an unserem Balkon von den Lichtverhältnissen die einzige Stelle für eine Wildblumenfläche. Große Pflanzgefäße, die richtige Substratmischung, LED-Lampen sind nur noch Deko (Lichtverschmutzung), eine genaue Vorauswahl passender Pflanzen durch Recherche (Lichtbedingungen, insektenfreundlich und winterhart) und mein Mann, der mein Vorhaben unterstützt waren der Startschuss für unsere grüne Raststätte.

Meine Erfahrungen haben wir auch auf das kleine 1x1m große Urnengrab angewendet das wir pflegen. Hier ist nun auch eine nachhaltige, dauerhafte und insektenfreundliche Bepflanzung gemacht worden. Es hat im Sommer den großen Vorteil, dass diese Pflanzen resistenter gegen Hitze sind. Auch sind die gewählten Pflanzen nicht so anfällig gegen Schneckenfraß. So müssen wir nur den Rückschnitt im Herbst vornehmen, ab und an gießen und können uns so auf den Neuaustrieb im Frühjahr und die tollen Blüten freuen.

Da es noch nicht an jeder möglichen Stelle blühte, kamen 2023 weitere Kübel und Pflanzen dazu. Ebenso wurde ein neues und besseres Bienenhotel gebaut und ein Hummelhaus installiert. Weil ich sehr gerne über meine Erfahrungen berichte, kommen inzwischen auch meine Mitmenschen auf mich zu und meinen zum Beispiel: "Du hast doch mal erwähnt, dass man nicht einfach ein Insektenhotel aus dem Baumarkt kaufen soll..., was muss ich nochmal beachten?" Soetwas freut mich sehr und ich merke, dass meine Leidenschaft auch auf andere übergeht. Mit meiner Schwester zusammen habe ich 2021 das erste Bienenhotel für Ihren Garten selbst gebaut, mein Mann hat mittlerweile auch den "Blick" für Tiere und gibt einem durstigen Insekt auch gerne etwas zu trinken oder hilft ihm über den Weg und Kollegen fragen nach Hilfe bei der Bepflanzung und Unterstützung von Bienen und es werden Erfahrungen und Pflanzensamen getauscht. Es ist mir besonders wichtig zu vermitteln, dass einfach jeder, auch ohne größeres Engagement, mit vielen kleinen Dingen schon seinen Beitrag für die Unterstützung der Natur leisten kann.

Ich hoffe sehr, dass man erkennen kann wie unglaublich stolz ich auf unseren Balkon-(Garten) und die Erfolge bei der Nützlingsförderung bin. Es müssen nun keine neuen Pflanzen gekauft werden (gehören jetzt quasi zur Familie 😊) da alles seinen idealen Platz gefunden hat und die einjährigen Wildblumen säen sich nun auch von selbst aus (2022 wuchs der Borretsch z.B. nur an einer Stelle, nun blühen drei Pflanzen). Für nächstes Jahr ist ein Miniteich (ca. 100l im halben Whiskyfass) mit weiteren Versteckmöglichkeiten (Steinhaufen, Totholz) geplant, damit noch mehr Gartenstrukturen geschaffen werden.

Diese grüne Raststätte ist für uns ein Platz zum Entspannen und Beobachten und wir rufen so laut es geht BEE WELCOME!

Standort

71069 Sindelfingen

Vorher- & Nachher-Bilder

Aktions-Bilder

Heimische Pflanzen

Gartenstrukturen

Aktionsbilder & Infoarbeit

Jubelbilder

Vorher- & Nachher-Bilder

Anzahl der Projektbeteiligten

2

Fläche

16 m²

Pflanzliste

Zwiebelgewächse:

Traubenhyazinthe weiß & lila

Stauden:

Kugelprimel, Gänsekresse, Schaumblüte, Echte Schlüsselblume, Schleifenblume, Schnittlauch, Goldlack, Moos-Steinbrech, Silberglöckchen, Wilde Malve, Island Mohn, Kriechender Ehrenpreis, Reiherschnabel, Weißer Mauerpfeffer, Sonnenröschen, Garten-Nelkenwurz, Korkadenblume, Teppichsedum, Dachwurz, Gemeine Wegwarte, Wiesensalbei, Polster-Glockenblume, Tauben Skabiose, Kugeldistel, Tripmadam, Duftnessel, Schafgarbe, Goldgarbe, Sonnenbraut, Echter Alant, Eisenkraut, Lilientraube, Funkie, Herbstanemone, Herbstaster

Wiesensaat:

Wilde Möhre, Borretsch, Büschelschön, Löwenzahn, Wiesenklee

Gehölze:

Fliederbaum, Blauregen, Clematis, Geißblatt, Bartblume

Informationen zur Gruppe

Dieses Team besteht aus meinem Mann und mir. Ich war schon immer von allem was in unserer Natur passiert voll begeistert. Deshalb ist es für mich (und mittlerweile auch für meinen Mann) selbstverständlich der Natur in unseren eigenen 4 Wänden so viel Platz wie möglich zu bieten und diesen stetig zu verbessern! Dieses Projekt endet also nie 😉