PHILOSOPHY OF GARDENING: "working with, rather than against nature"
Welcome to our be(e)🐝autiful garden!!
Das war unser Motto anlässlich des Besuchs der Internationalen Jugend im Rahmen des Projekts "Grüne Hauptstadt - Urban Gardening" ... und ist es bis heute.
Ich heiße Sabine, ich bin 65 Jahre alt und pflege den Kleingarten seit 1991 zusammen mit meinem Mann Dieter.
Der Garten liegt mitten in der Großstadt Essen. Er ist ca. 300qm groß und gehört zum Kleingartenverein Walpurgistal e.V. mit insgesamt 26 Gärten, die 1961 angelegt wurden; er ist unser privater Rückzugsort und bietet uns Erholung, (Ent)spannung und reichlich leckeres Obst und Gemüse.
Von Anfang an wollte ich einen gepflegten Naturgarten, mit Strukturelementen wie Teich, Trockenmauern und Wildblumenstauden, wollte den Flecken Erde mit allem, was da kreucht und fleucht und fliegt, teilen - mit großen und winzigen, hübschen und hässlichen Kreaturen.
Ja, das geht auch im Kleingarten, dessen Statuten Torf, Pestizide und Kunstdünger verbieten und Kompostieren, Regenwasser auffangen und Kreislaufwirtschaft befürworten. Und Obst, Beeren, Gemüse und Salate harmonieren herrlich mit Wildstaude und Co.
Im Garten zu sein, das Leben mit allen Sinnen beobachten, sich selbst als Teil dessen zu begreifen - das war und ist für mich entscheidend.
Mittlerweile ist hier nicht nur alles Bio, es wird auch etwas anders ge"gartelt":
- das Umgraben überlassen wir Regenwurm & Co, die im Gegenzug gut mit Mulch gefüttert werden
- über Winter sorgen Wühlmaus und Maulwurf mit bester Aushuberde für Anzuchtsubstrat
- hier wird in erster Linie nicht die Pflanze gedüngt, sondern der Boden gefüttert: mit chop-and-drop Mulch, halbreifem Kompost voller Bodenlebewesen, effektiven Mikroorganismen, Bokashi, Schafwolle ...
- Tiere respektive Naturerlebnisse pflanzen - es funktioniert!! Und immer ist was los.
- natürliche Schädlingsbekämpfung
- eigene Saatgutgewinnung: Palmkohl, Zichoriensalate, Möhren, ... dürfen sehr zur Freude der Insekten blühen und samen; auch eine normale Küchenzwiebel, die blühen darf, sorgt für Jubel und Trubel in der Insektenwelt
- alte Baumstämme werden nicht gerodet, sondern dienen erst als Stütze für Jungbäume und dürfen dann in Würde vergehen
Für das meiste Leben sorgt das tote Holz - es ist überall im Garten zu finden, als Stapel, als Haufen, als Wigwam, als Igelburg, als Wegbegrenzung, als Rankbogen, als Baum-/Staudenstütze, als Pilzgarten und einfach so; hingelegt, hingestellt, eingegraben, ... Immer sieht es anders aus, oft ändert sich die Funktion: Unterschlupf, Baumaterial, Insektenappartment, Käferkeller ... Und es ist für jeden da: von Bakterien und Pilzen über die Insekten und Amphibien bis hin zum Wirbeltier.
Die beiden Hochbeete zur Selbstversorgung bieten ein wildes Durcheinander aus Blüten, Wildstauden, Gurken, Tomaten, Auberginen, Zwiebeln, Gemüse und Salaten, trotzdem - nein gerade deswegen - gedeiht alles pächtig!
Das Staudenbeet ist in Streifen angeordnet, die nach- und miteinander abblühen - das sichert meinen Hummelvölkern eine lückenlose Tracht vom zeitigen Frühjahr bis in den Spätherbst.
Die Blühstreifen vorm Spargel und vor den Hochbeeten bieten Platz für Natternkopf, Kornrade, Kornblume, Knotige Braunwurz, Karthäusernelke u.a.
Das Kräuterbeet beherbergt Kräuter wie div. Thymiane und Salbeisorten, Bohnenkraut, Weinraute, Artemisien, Baldrian, Heilziest, aber auch Kornelkirsche, Wilde Karde, Herzgespann, Brandkraut und Rotes Leimkraut bereichern die Szenerie; Übergänge zwischen Heil-, Küchen- und Wildkraut sind fließend.
Die schattigen Bereiche um den Kompost gehören dem blauen und weißen Beinwell, dessen Blüten ganzjährig den Hummeln zur Verfügung stehen und dessen Blätter bestens zum Mulchen und für Kräuterjauchen geeignet sind.
Nichts verlässt den Garten, alles wird dem Kreislauf wieder zugeführt.
Nach und nach werden invasive und nicht-heimische Arten wie Flieder - und auch Schmetterlingsflieder - ersetzt; an ihrer Stelle wachsen jetzt Faulbaum (Raupenfutterpflanze für den Zitronenfalter - klappt!) und Knotige Braunwurz für Wespen und Wildbienen. Der Fokus liegt auf einheimischen Pflanzen, und darüber hinaus mittlerweile auf einheimisch und regional, was für das (zeitliche) Zusammenspiel von Insekt und Pflanze optimal ist.
Dass dieses kleine Ökosystem funktioniert, erkennt man letztendlich an der Balance zwischen Nützling und Parasit - denn "auch Parasiten gehören als i-Tüpfelchen ins Gartenparadies" (Dr. Antje Arnold).
Aber so schön und artenreich der Garten auch ist, allein kann er die Welt nicht retten; aber er ist ein "dicker Trittstein" für die Vernetzung der Naturgärten und ihrer Bewohner.
Das Schöne ist: dazu kann jeder vor seiner Haustür beitragen, jedes noch so kleine "Wilde Eck" - selbst auf dem Balkon - hilft, die Artenvielfalt zu fördern!!
Standort
45136 EssenVideo zu Beitrag
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Aktions-Bilder
Heimische Pflanzen
Gartenstrukturen
Aktionsbilder & Infoarbeit
Jubelbilder
Vorher- & Nachher-Bilder
Keine Bilder vorhanden
Anzahl der Projektbeteiligten
8
Fläche
300 m²
Pflanzliste
Gehölze
- Sauerkirsche „Safir“ (Prunus cerasus Safir)
- Himbeere (Rubus idaeus)
Aussaat
- Rieger-Hofmann „Wärmeliebender Saum“
- Natur-im-Garten Zaunrübe (Bryonia dioica)
Stauden (Gaißmayer)
- Flachblatt-Mannstreu (Eryngium planum)
- Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca)
- Nesselblättige Glockenblume (Campanula trachelium)
- Aufrechte Waldrebe (Clematis recta)
- Kleine Stauden-Waldrebe (Clematis integrifolia)
Stauden (Tinas Naturkleingarten E-Borbeck)
- Odermennig (Agrimonia eupatoria)
Zwiebeln – Frühblüher (Gaißmayer)
- Schachbrett (Fritillaria meleagris)
- Narzisse Toto (Narcissus cyclamineus)
- Weinbergtulpe (Tulipa sylvestris)