Als wir im Sommer 2021 endlich die Schlüssel für unser Traumhäuschen in den Händen hielten, begrüßten uns noch 3,5 Meter hohe Thuja Hecken, Scheinzypressen und andere Koniferen, zahlreiche Steine auf Unkrautvlies und viel Rasen. Für uns war klar: Das ist nicht nur eine Schande für die Biodiversität, sondern zugleich gibt es auch nichts im Garten, was wirklich Freude ins Herz zaubert.
Da wir zuvor schon längere Zeit warten mussten, bevor wir das Haus endlich übernehmen konnten, hatten wir schon Pläne und Pflanzlisten parat und zudem schon einige Stauden aus Saatgut vorgezogen. Alles sollte der Philosophie naturnaher Gärten und dem Hortus Konzept nach Markus Gastl entsprechen.
Begonnen - parallel zu den Umbaumaßnahmen im Haus - haben wir mit dem Vorgarten, der zukünftigen Wildblumenwiese und komplett neuen Beeten vor der Terrasse.
Im Vorgarten haben wir dazu die Koniferen ausgegraben, die Steine entfernt und größtenteils via Ebay Kleinanzeigen verschenkt und das Unkrautvlies entfernt. Darunter befand sich vollkommen verdichteter Boden, den wir erstmal gründlich gelockert und teilweise mit Sand gemischt haben. Der Standort des Beetes ist etwas schwierig, da der vordere Teil viel Sonne abbekommt, während der hintere Bereich am Haus eher schattig bleibt (Nordseite des Hauses). Deshalb haben wir für mehr Durchlässigkeit den Sand nur im vorderen Bereich untergemischt, um hier trockenheitsverträgliche heimische Wildstauden zu pflanzen. Auch die restlichen Steine aus dem Vorgarten wurden hier eingesetzt. Bepflanzt wurde das Beet zu 98% mit heimischen Wildstauden.
Die zukünftige Wildblumenwiese ist auf einem Stück Rasen an der Westseite des Hauses entstanden. Dafür haben wir Rasensoden mit dem Spaten abgetragen, viel Sand aus der Region aufgetragen und etwas untergeharkt und regionales Saatgut ausgebracht. Dieses ist von Rieger Hoffmann und wurde zum Teil sogar direkt beim Produzenten für die Region eingekauft.
An der Terrasse sollten sogenannte Hot-Spot-Beete entstehen. Dazu haben wir die Terrasse mit niedrigen Trockenmauern aus dem regionalen Wesersandstein eingerahmt und die so entstandenen Beete dann mit Kalkschotter gefüllt. Hier mussten wir immer wieder erklären, warum wir die Beete mit Schotter füllen, obwohl wir Schottergärten ablehnen und fast wöchentlich erklären, dass die Zweifel daran, dass dort Pflanzen wachsen werden, vollkommen unbegründet sind. Heute freuen wir uns, wenn die Zweifler in unseren Garten kommen und die Blütenpracht bestaunen ;)
Im Herbst erfolgte dann ein wirklich großer Schritt: Die Entfernung der Thuja Hecke und das Pflanzen einer gemischten Hecke aus einheimischen Sträuchern. Dazu haben wir uns Hilfe von einem Gartenlandschaftsbaubetrieb geholt, denn vor uns standen circa 50 Meter Thuja Hecke! Die GaLa Bauer haben die Thujen direkt aufgeschichtet zu einer gigantischen Totholzhecke, die für uns nicht nur Lebensraum für verschiedene Tiere ist, sondern auch Lärm- und Sichtschutz. Im Anschluss an diese Totholzhecke haben sie einen kleinen Erdwall aufgefahren, auf den wir nicht nur unsere neuen Heckenpflanzen setzen konnten, sondern auch zahlreiche Walderdbeeren und Storchschnabelpflanzen als Bodendecker.
Die Totholzhecke wurde im Winter noch etwas aufgewertet, da die Thujen ordentlich zusammengesackt sind. Wir konnten ganz viel Haselnuss- und Hainbuchenschnitt bekommen, den wir darauf gestapelt haben. Die Vögel haben dies gleich als super Versteckmöglichkeit angenommen. Auf der Straßenseite der Totholzhecke haben wir Efeupflanzen gesetzt. Diese sollen über die Jahre an den Baustahlmatten empor ranken, die die Totholzhecke abstützen. Diese sind notwendig, weil die Hecke so hoch ist und Stabilität braucht. Der Efeu darf selbstverständlich blühen, wenn er einmal so alt ist. Auf der Gartenseite haben wir verschiedene Clematis und zwei Hundsrosen gesetzt. Diese sollen zukünftig an der Totholzhecke empor ranken und sie bunt dekorieren. Davor kommen noch diverse Schattenstauden, zum Beispiel Himmelsleiter, Nachtviole, stinkender Storchschnabel, Hainsimse, rote Lichtnelke, Wald Geißbart oder das Buschwindröschen.
Die letzten größeren Aktionen fanden dann im Frühjahr 2022 statt. Zunächst wurde im Vorgarten noch ein Stück Rasen umgegraben und mit Stauden bepflanzt, die sich dort ausbreiten dürfen. Fast zeitgleich wurde noch eine Trockenmauer am Ende des Gartens errichtet. Dort befindet sich ein kleiner Wall, der an unserem Grundstück immer flacher wird. An seinem Fuß haben wir die Trockenmauer errichtet und mit Erde hinterfüllt. Dann wurde auch dieser Wall - der zuvor auch mit Steinen und Unkrautvlies abgedeckt war - mit heimischen Wildstauden bepflanzt. Ein Stück davon ist aber auch unsere wilde Ecke. Hier dürfen sich zum Beispiel Löwenzahn, Gräser und das orangerote Habichtskraut ausbreiten. Auch der stinkende Storchschnabel hat sich hier fleißig ausgebreitet und darf natürlich bleiben.
Ergänzt wird alles noch durch einen Miniteich in einer alten Zinkwanne (mit Teichfolie ausgekleidet) und verschiedenen Töpfen auf der Terrasse.
In fast allen Bereichen des Gartens wurden heimische Wildstauden eingesetzt. Allerdings haben wir an sehr wenigen Stellen auch auf Zuchtformen von Clematis und Rosen zurückgegriffen. Dabei wurde aber darauf geachtet, dass diese ungefüllt sind.
Zudem finden sich Nisthilfen für Wildbienen und offene Flächen für bodennistende Bienen im Garten. Auf dem Rasen dürfen sich Klee, Gänseblümchen, Löwenzahn und Co wohlfühlen und obwohl sich eine große Fläche im Vorgarten noch entwickeln muss und nur spärlich bewachsen ist, wird dieser natürlich nicht mit Rindenmulch abgedeckt, obwohl dort auch zahlreiche Pflänzchen von selber auftauchen. Diese dürfen (fast) alle bleiben.
Wir wissen, dass in unserem Garten noch einige Möglichkeiten zur Förderungen von Wildbienen und anderen Insekten bestehen. Aber angesichts der kurzen Zeit (nicht einmal ein halbes Jahr!), des Hausumbaus, der parallel verlief und der Tatsache, dass wir die meisten Projekte höchstens mit zwei Personen umgesetzt haben sind wir schon ziemlich stolz und können kaum beschreiben, wie groß der Unterschied ist. Schon jetzt summt und brummt es an jeder Ecke, wir können jeden Tag zahlreiche Schmetterlinge beobachten und empfinden wahre Freude über jede Blüte, die sich neu öffnet. Wir haben nun das Gefühl in einem wirklich lebendigen Garten zu leben. Mit ziemlicher Sicherheit wird es auch noch immer weitere Aktionen und Projekte geben!
Geplant sind noch weitere Nisthilfen, ein kleiner Teich und noch viele, viele Wildstauden - denn noch gibt es viele Lücken :)
Standort
37688 BeverungenVorher- & Nachher-Bilder
Aktions-Bilder
Heimische Pflanzen
Gartenstrukturen
Aktionsbilder & Infoarbeit
Jubelbilder
Keine Bilder vorhanden
Vorher- & Nachher-Bilder
Keine Bilder vorhanden
Anzahl der Projektbeteiligten
2
Fläche
840 m²
Pflanzliste
Natürlich sind die Bilder oben nur eine winzige Auswahl. Es würde schlicht zu lange dauern, von allen Pflanzen Bilder hier hoch zu laden. Gepflanzt wurden UNTER ANDEREM die folgenden Pflanzen. In diesem Jahr haben sie durch die Trockenheit zum Teil noch Startschwierigkeiten (außer der Natternkopf, der ist dadurch total eskaliert!). Aber für mich ist das in Ordnung, sie dürfen sich entwickeln und da wo es nötig ist, wird ggf. noch etwas gegossen als Unterstützung.
Dadurch, dass noch nicht alles bewachsen ist, ergeben sich im Boden viele Nistmöglichkeiten.
Stauden, Zweijährige und Einjährige:
- Moschusmalve (malva moschata)
- Thüringer Strauchpappel (Malva thuringiaca)
- Silber/ Alpen-Raugras
- Baldrian (Valeriana officinalis)
- Blutweiderich
- Gewöhnliche Nachtviole
- Heimische Gräser, diverse
- Schafgarbe
- Wiesenmargerite
- Acker Witwenblume (knautia arvensis)
- Wald Witwenblume (knautia dipsacifolia)
- Fetthenne (Wildform und unbekannte Form, die bereits im Garten vorhanden war).
- Wimper-Perlgras
- Taubenkropf Leimkraut
- Österreichischer Lein (oder ausdauernder? Ich weiß es nicht mehr!)
- Glockenblumen, z.B. Acker-, Pfirsich- und Knäuel
- Ysop
- Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus)
- Weiße Lichtnelke
- Rote Lichtnelke
- Salomonsiegel (Polygonatum odoratum)
- Schwertlilie, weiß blühend (Iris germanica Florentina)
- Gewöhnliche Akelei
- Himmelsleiter
- Glanzschildfarn
- Gewöhnlicher Rippenfarn
- Tauben Skabiose (Scabiosa columbaria)
- Wald Erdbeere (fragaria vesca)
- Blut Storchschnabel
- Echter Ziest(Betonica officinalis)
- Gewöhnliches Leberblümchen (Hepatica nobilis)
- Echte Schlüsselblume (Primula veris)
- Gewöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris)
- Gedenkemein
- Vergissmeinnicht
- Lungenkraut
- Ehrenpreis, verschiedene
- Gewöhnlicher Tüpfelfarn
- Schnee Hainsimse
- Wegmalve
- Reiherschnabel
- Nelkenleimkraut
- Karthäusernelke
- Natternkopf
- Wilde Möhre
- Grasnelke
- Federnelke
- Purpurkönigskerze
- Diptam
- Kugelblume
- Wiesensalbei
- Steppensalbei
- Wegwarte
- Kriechendes Seifenkraut
- Akeleiblättrige Wiesenraute
- Bärlauch
- Waldmeister
- Gelbe Taubnessel
- Stinkstorchschnabel
- Große Braunelle
- Wiesen Storchschnabel
- Wald Glockenblume
- Alpenwaldrebe
- Tausendgüldenkraut
- UND VIELE MEHR
Gehölze
- Strauchefeu (Hedera helix Arborescens)
- Liguster (Ligustrum vulgare)
- Roter Hartriegel (Cornus Sanguinea)
- Felsenbirne (Almelanchier ovalis)
- Kornelkirsche (Cornus Mas)
- Gewöhnliches Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus)
- Besenginster (Cytisus scoparius)
- Zimt-Rose (Rosa majalis)
- Bibernellrose (Rosa pimpinellifolia)
- Gemeiner Schneeball (Virburnum opulus)
- Faulbaum (Rhamnus frangula)
- Pfeifenstrauch/ Bauernjasmin (Philadelphus coronarius)
- Einheimische Heckenkirsche (Lonicera xylosteum)
- Alpen Johannisbeere (Ribes alpinum)
- Essigrose (Rosa gallica)
- Rosenginster (Cytisus purpureus)
- Hundsrose (Rosa canina)
- Himbeeren, diverse.
- Zudem verschiedene Obstbäume