Pflanzwettbewerb
„Wir tun was für Bienen!“
Bepflanzte Fläche: 457.507 m²

Dieses Jahr werden es nun 10 Jahre, seit wir unser Haus bezogen haben. Es steht im alten Ortskern in einer kleinen Seitenstraße. Typisch für diese Straße ist die Randbebauung ohne Vorgärten. Die meisten Häuser nutzen den Streifen neben dem Haus als Stellplatz für ihr Auto und natürlich als Zugangsweg zum Haus. Die Grundstücke sind eher klein, unseres ca. 270 Quadratmeter. Unbebaute Fläche davon ca. 150 qm, Vorplatz 50 qm, eigentlicher Gartenanteil ca. 100 qm.

Der Garten war als Hofgarten angelegt, die Hälfte mit Betonsteinen gepflastert. Lediglich die hinteren 50 qm waren begrünt.

Diese Situation wollten wir ändern. Nach dem Motto: Es muss mehr Grün her!

Hinzu kam die glückliche Fügung, dass im Frühjahr 2020 das KIT-Forschungsinstut in Karlsruhe Teilnehmer für ihr Projekt "Grüne Lunge" suchten. 16 Haushalte in Rheinstetten sollten eineinhalb Jahre dabei begleitet werden, den eigenen Garten nach den Kriterien eines naturnahen Gartens umzugestalten und ökologisch zu pflegen - also mit langlebigen Pflanzengesellschaften und umweltfreundlichen Baumaterialien, in denen sich heimische Pflanzen- und Tierarten wohlfühlen. Und wir durften dabei sein!
Es wurden gemeinsame Treffen und digitale Diskussionsforen organisiert, sodass auch im Corona-Jahr ein Austausch untereinander stattfinden konnte.
Wir bekamen Unterstützung in Form einer Gartenbesichtigung mit Beratung; Vorträge und Workshops zu naturnaher Gartengestaltung wurden organisiert.  Auch die erste Pflanzenbestellung im Frühjahr und eine Zwiebelbestellung im Herbst wurden über dieses Projekt gefördert. Listen mit heimischen Pflanzen und deren Merkmale halfen bei  der richtigen Auswahl. Letztendlich aber war und ist es das Ziel, dass wir untereinander ein Netzwerk aufbauten und uns gegenseitig unterstützen. Corona hat das Zusammenfinden als Gruppe natürlich erschwert. Dennoch sind einige Aktionen aus dieser Kampagne heraus geboren wurden, wie zum Beispiel eine Pflanzen- und Samentauschbörse, die Anlage eines frei zugänglichen Beetes mit heimischen Blüh-und Nutzpflanzen. Und jetzt, im Sommer 2021, konnten wir nun doch die ersten Gartenbesuche und einen persönlichen Austausch auch außerhalb der Gruppe umsetzen. Die Wege sind nicht weit und jeder Gartenbesitzer zeigt natürlich gerne, was so in seinem Garten passiert und wie ihn das Projekt beeinflusst hat. Es macht Spaß, sich auszutauschen und zu sehen, was sich seit dem letzten Jahr getan hat. Auch beim digitalen Stammtisch wurden Fotostrecken von der Gartenarbeit und der Gartenentwicklung gezeigt. Es ist viel Spannendes passiert.

Die Stadt Rheinstetten unterstützt dieses Projekt - und unter anderem mit Berichten im Amtsblatt, Bereitstellung von Räumlichkeiten für die Treffen und auch Vorträge zum Thema Naturschutz und Artenvielfalt.
Im Juli läuft dieses Projekt vorerst aus. Das Projektteam vom KIT und wir Teilnehmende überlegen und planen bereits, wie wir dieses tolle Projekt weiterführen können: Wie können wir andere für mehr Grün in ihren Gärten gewinnen? Zum Wohl für Mensch, aber auch Tier und Umwelt. Die eineinhalb Jahre sind rasch verflogen. "Fertig" ist so ein Garten natürlich nie - auch kein naturnaher. Aber es ist schon allerhand auf den Weg gebracht worden. Und wer die (Er)Folgen beim Gärtnern mit heimischen Stauden erlebt hat (mehr Wildtiere, weniger Wasserverbrauch durch standortgerechte Bepflanzung, weniger Arbeit durch übermäßiges Gießen, Graben, Schneiden), der ist schnell vom Konzept des naturnahen Gärtnerns überzeugt.
Übrigens: Die Kampagne wurde sogar ausgezeichnet - von RENN.Süd (Regionale Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien)! Ein kleines Filmchen gibt es von der Preisverleihung auch.
Wer Lust auf mehr Infos zu der Kampagne hat, kann gerne hier reinschnuppern: „Naturnah Gärtnern – Für Mensch, Tier & Klima“ in Rheinstetten."
Oder hier reinlauschen: Labor Zukunft - Was Mensch, Tier und Klima gut tut

Im letzten Jahr wurde also einiges auch in unserem Garten verändert - manches nur vorübergehend, manches für die Dauer angelegt. Da wir, also mein Mann und ich, nicht so die großen Handwerker sind - vielleicht weil wir zu zaghaft sind und/oder alles gleich richtig machen wollen, weil wir immer erst mal einen Plan haben möchten und nicht einfach loslegen können -  haben wir uns Unterstützung durch einen Fachbetrieb für Naturnahe Gärten geholt.
2020/2021 gab es mehrere kleinere Projekte, die wir in Eigenleistung umgesetzt haben und zwei Großprojekte, die wir vom Gärtner umsetzen ließen.

Frühjahr 2020

  • Bauen eines Tipis für Laubabfälle, damit Insekten und Reptilien Unterschlupf finden - leider fiel dieses dem Teichbau dann allerdings im Frühjahr 2021 wieder zum Opfer
  • Anlegen eines kleinen Schattenstaudenbeetes (40 cm Breite) an der Hausfassade: ca. 2 qm
  • Ausheben eines Halbschattenbeetes hinter der Sichtschutzwand, ca. 3 qm

Herbst 2020:

  • Einsetzen von Frühjahrsblühern
  • Bepflanzung des Halbschattenbeetes und Ausbringung von Samen (Fingerhut)

Dezember 2020: Neugestaltung der Terrasse im ersten Obergeschoss mit extensiver naturnaher Bepflanzung
Da für uns die Terrasse ebenso zum "Garten" gehört, wollen wir sie in dieser Rubrik zwar kurz erwähnen, jedoch nicht ins Detail gehen. Das Terrassenprojekt haben wir daher als Einzelprojekt in diesen Wettbewerb eingereicht. Mehr Details zum Nachlesen gibt es also hier: "Noch mehr Grün"

Februar 2021: Nachträglich wurde eine Samenmischung auf die neugestaltete Terrasse aufgebracht, um noch mehr Blütenfülle und Variation in die Bepflanzung einzubringen. Es wurde eine Samenmischung von Rieger Hofmann genommen.

April/Mai 2021: Komplette Neugestaltung des hinteren Gartenbereiches. Folgende Wünsche waren hierfür ausschlaggebend:

  • Teich statt Wasserbecken, dass auch Wildtiere einen Nutzen davon haben;
  • hiesiger Pflaumenbaum statt mediterraner Kakibaum, der kaum verwertbare Früchte bringt;
  • Staudenbeet statt Rasen für mehr Nahrungsangebot für Wildbienen;
  • Entsiegelung der Betonfläche hinter dem Haus

Mai 2021:

  • Anlegen eines Sonnenstaudenbeetes vor der Sichtschutzwand statt Betonhochbeet: Wieder mehr Grün und Nahrung für Insekten
  • Entsiegelung des Zugangs zum Haus und Bepflanzung mit sonnenhungrigen Pflanzen
  • Begrünung Hausfassade mit einer Kletterrose

Juni 2021:

  • Fassadenrenovierung der Rückwand unsere Hausanbaus um eine weitere Wandfläche zur vertikalen Begrünung zu erhalten; Einsetzen von Farnen und Efeu

Fertig sind wir mit der Umgestaltung des Gartens natürlich nicht geworden, weil sich der Zeitplan durch die Handwerker nach hinten geschoben hat. Daher haben wir noch folgende Pläne für den Herbst 2021 und Frühjahr 2022:

  1. Setzen einer Kletterrose sowie einer Clematis zur Berankung des Terrassengeländers (Okt/Nov 21);
  2. Einsetzen des Pflaumenbaumes (Bühler Zwetschge, weil der Schwarzwald doch so nah ist) (Okt/Nov 21);
  3. Komplette Entfernung der Betonpflastersteine sowohl auf dem Vorplatz als auch im Gartenbereich. Stattdessen soll eine Schotter-Kräuter-Fläche angelegt werden (Feb 22)
  4. Weiteres Setzen von Kletterrosen (am Fahnenmast im Vorgarten und an Wand neben Schopftor) (Feb 22)
  5. Mehr Schutz für Eidechsen bauen (asap = as soon as possible) (z.B. Lesesteinhaufen)
  6. Weitere Bienennistkästen an Terrassenwand bauen und anbringen (Winter 21/22)

Und dann: Nur noch genießen und schwelgen - und ab und an mal ein klein wenig zupfen oder gießen. Aber nur ganz wenig, ehrlich!! 

Und zum Schluss noch ein großes Dankeschön an alle, die uns bei den Projekten unterstützt haben:

  • dem Team der "Grünen Lunge", die so viel Wissen und Informationen beigesteuert haben, die uns unterstütz und begleitet haben, die Meetings und Vorträge organisiert haben,
  • den teilhabenden Haushalten und Paten vom Projekt "Grüne Lunge",
  • der Stadt Rheinstetten, die als Kooperationspartner das Forschungsprojekt unterstütz haben,
  • den Gärtnern von GartenSpielRaum aus Karlsruhe mit ihrer Kompetenz, guten Beratung und tollen Umsetzung,
  • Heike und Lutz für die vielen tollen Sandsteine, die jetzt unseren Garten zieren sowie den schönen großen Teichkieseln
  • Kathi und Tom für die schönen Holzstücke und den Sitzstamm
  • und zu guter Letzt auch unseren Nachbarn Kim und Chris für die neu verputzte und gestrichene Hausfassade an unserem Grundstück - mehr Grün geht wirklich kaum noch!! :)

Standort

76287 Rheinstetten

Vorher- & Nachher-Bilder

Aktions-Bilder

Nachher-Bilder

Gartenstrukturen

Vorher- & Nachher-Bilder

Aktions-Bilder

Nachher-Bilder

Nachher-Bilder

Anzahl der Projektbeteiligten

10

Fläche

70 m²

Pflanzliste

Bepflanzung Dachterrasse – siehe unser Beitrag „Noch mehr Grün“

Wasser-/Sumpfbepflanzung:

  • Froschlöffel – Alisa Plantage-aquatica
  • Sumpf-Wolfsmilch – Euphorbia palustris
  • Bach-Nelkenwurz – Geum Rivale
  • Tannenwedel – Hippuris vulgaris
  • Wollgras – Eriphorum angustifolium
  • Blutweiderich – Lythrum salicaria
  • Wasserminze – Mental aquatica
  • Hechtkraut – Pontédérie
  • Zungenhahnenfuß – Ranunculus lingua
  • Sumpf-Vergissmeinnicht – Myosotis des marais
  • Veronica – Beccabunga
  • Mimulus Luteus
  • Wasserlinse – Lemna
  • Ähriges Tausendblatt – Myriophyllum spicatum

Teichrand, außerhalb des Wasserstandes:

  • Pfisichblättrige Glockenblume –
    Campanula persicifolia
  • Rundblättrige Glockenblume – Campanula rotundifolia
  • Immerblühende Wolfsmilch – Euphorbia seguieriana ssp. Niciciana
  • Mausöhrchen, Habichtskraut – Hieracium pilosella
  • Trollblume – Trollius europaeus
  • Wasserdost – Eupatorium cannabium
  • Gewöhnlicher Erbsenstrauch – Caragana arborescens
  • Waldgeißblatt
  • Nachtkerze

Bepflanzung Staudenbeete:

  • Pfisichblättrige Glockenblume –
    Campanula persicifolia
  • Rundblättrige Glockenblume – Campanula rotundifolia
  • Nesselblättrige Glockenblume
  • Pechnelke Attrappe Mouches – Lychnis viscaria
  • Waldwitwenblume – Knautia dipsacifolia
  • Vorfrühlings-Alpenveilchen – Cyclamen coum
  • Kleinwüchsiger Wasserschneeball – Viburnum opulus ‚Compactum‘
  • div. Pfleilchenarten
  • Kräuter für den Hausgebrauch
  • Zierlauch
  • Färberkamille
  • Lenzrose
  • Sterndolde
  • Akelei
  • Gartenjohannisbeere
  • Schwertlilie

Bepflanzung Schatten-/Halbschattenbeet

  • Roter Fingerhut
  • Geflecktes Lungenkraut
  • Waldstorchenschnabel
  • Brauner Storchenschnabel
  • Wirbeldost
  • Stinkender Nieswurz
  • Nachtviole
  • Großer Odermennig
  • Schöllkraut
  • Walderdbeere
  • Farn
  • Akelei
  • Felsenbirne

Bepflanzung Vorhof:

  • Großblütiger Fingerhut – Digitalis grandiflora (ambigua)
  • Echter Heilziest – Stachys (Betonica) officinalis
  • Liguster – Ligustrum vulgate ‚Atrovirens’
  • Klematis – Clematis montana ‚Rubens‘
  • Weißdorn – Crataegus monogyna
  • Wilde Karde
  • Berg-Steinkraut – Alyssum montanum
  • Rosmarin
  • Lavendel – Lavandula angustifolia ‚Hidcote Blue‘
  • Heidenelke – Dianthus deltoides
  • Thymian – Thymus serphyllum
  • Kletterrose ‚Maria Lisa‘
  • Eisenkraut
  • Orangeblühendes Habichtskraut
  • Steinbrech-Felsennelke – Petrorhagia saxifraga