Hortus apud lapicidinas – Garten am Steinbruch

Mitte der 90er haben wir - Katja und Klaus - begonnen unseren Hanggarten von 2000qm Größe anzulegen. Obwohl wir damals von Garten und gärtnern keine Ahnung hatten, sind die ersten Hecken mit heimischen Sträuchern entstanden (Kornelkirsch, Schlehe, Schneeball, Haselnuss). Von Anfang an wurde biologisch gegärtnert - vieles nach Marie-Luise Kreuter. Irgentwelche Gifte oder Mineraldünger sind nie verwendet worden.Trotzdem haben wir damals den Großteil der Fläche eingesät. Die Fläche wurde gefräßt, die ´Lesesteine´für die erste Trockenmauer verwendet, eine ´Obstwiese´ entstand mit 2x  Apfel-, 1x Kirschbaum- und 1x Apfelquitte, dazu noch eine Zwetschge und ein Walnussbaum.Das Gemüsebeet - die Ertragszone ist ca.150-200 qm groß, zusätzlich noch verschiedene Beerensträucher. Nach und nach kommen die ersten Blühflächen dazu.  Ab Mitte der 2000´er Jahre nimmt der Garten Form an, eine Terrasse entsteht mit Trockenmauer (da am Hang) und Findlingsplattenbelag, verschiedene Trockenmauern entstehen um die Hanglage zu terrassieren. Trotz Steinbruchnähe arbeiten wir hauptsächlich mit Altmaterial, d.h. teils historische Steine aus Abruchhäusern bzw. Mauern. Auch die ´befestigten´Wege werden aus Material vom Grundstück erbaut, gut Spatentief ausgehoben, mit kleineren Lesesteinen gefüllt und ca. 5cm Splitt drauf verteilt.

Seit 2009 bin ich im Arbeitskreis Bergische Gartenarche (wir sichern alte Landsorten von Zier-und Nutzpflanzen, die schon vor 1950 in Bergischen Gärten waren), seit 2014 besteht ein Urban Gardening Projekt "essbares Lindlar" (Platz 3 bei Deutschland summt 2018, das Gewinnergeld haben wir übrigens für weitere Blühflächen in der Gemeinde angelegt - 3x ca. 100qm mit Saatgut der Fa. Rieger-Hofmann). Seit 2014 sind wir Mitglied im Naturgarten e.V., seit 2016 Regionalgruppe Bergisches Land und seit 2016 im Hortusnetzwerk und seit März 2019 eingetragener Hortus.

Mit diesen Inspirationen sind in den letzten Jahren noch viele Gartenelemente/Module dazugekommen, von Totholzelementen, Reisighaufen, Benjeshecke, Steinpyramiden, versch. Wasserstellen, Sickergrube, Regentonnen(ca.4500l), Käferkeller als begehbarer Weg (50cm tief - Eichenhäcksel), Käferkeller als großer Hügel mit Holzhäcksel und Rinde, Lehmsteilwand als Nistplatz für Wildbienen. Dazu kommen etwa 40 Arten Wildsträucher und -bäume und mehr als 220 Wildstaudenarten.

Dafür erfreuen uns das ganze Jahr über ca. 30 Vogelarten, wovon hier etwa 13 Arten nisten, es gibt Ringel- und Schlingnatter, Blindschleiche und Erdkröten, Grasfrösche und die Geburtshelferkröte. Bis jetzt haben wir über 60 Schmetterlingsarten, davon 27 Tagfalterarten bestimmen können, 3 Libellenarten, 15 Wanzenarten, viele - großteils noch zu bestimmende - Wildbienenarten und fast 40 bestimmte Käferarten. Im Juni genießen wir die Abende mit Glühwürmchen und Fledermäusen.

Fazit: Wer braucht Urlaub, wenn er einen Naturgarten hat.

Vorher- & Nachher-Bilder

So sieht es 2006 aus, die ersten Module sind da, Trockenmauer, heimische Hecken - der `Weihnachtsbaum`wurde kurz darauf gefällt und auf dem Stamm eine Baumscheibe aus Eiche als Tisch befestigt.

März 2009: Der große Baum ist weg, der Tisch wird gerne als Wäschekorbabstellplatz benutzt, die Zeit der Veränderungen hat entgültig begonnen.

Aktions-Bilder

Der Aushub der Löwengrotte

Unsere Löwengrotte (warum Löwengrotte, sieht man auf demNachherbild): Ein Sitzplatz geschützt vor Wind im Hang war die Überlegung, aus dem Aushub werden die Steine und Steinchen aussortiert.

Der Bau der Löwengrotte

Mit alten Mauersteinen aus einer alten Mauer in unserer Ortsmitte entsteht der neue Sitzplatz.

Wegebau I

2009: Die vielbegangenen Wege haben wir weitestgehen mit vorhandenen Lesesteinen befestigt. Alles, was an Steinen und Steinchen im Beet, z.B. Gemüsebeet stört, wurde als Unterbau genutzt....

Wegebau II

.... darauf kam dann nur eine dünne Lage Splitt. Die Tiefe der Wege beträgt ca. 25-30cm. Die Wege wurden immer Stückweise angelegt, so wie das Material zur Verfügung stand.

Wegebau III - gleichzeitig Käferkeller

2019: Eine Nutzfläche gleichzeitig als Lebensraum, der Käferkeller als Weg. In diesem Fall nur mit Eichenholz bzw. Eichenholzhäcksel befüllt, 40-50cm tief und 50cm breit. Wir können nur das Angebot machen, ob der Hirschkäfer kommt ? - mal sehen.

"Gefängnismauer"

2014/2015: Nach dem Zusammenbruch der über 100 Jahre alten "Gefängnismauer" in unserem Dorfkern, konnten wir viele Hänger voll alte Steine ergattern. Bei uns wurden sie für eine Böschungsabfangung neu verbaut.

"Gefängnismauer"

Hinter der Mauer haben wir eine alte Badewanne eingelassen, mit der Aushuberde befüllt und mit versch.Sumpfpflanzen (Mädesüss, Blutweiderich, Sumpfgladiole, Schlüsselblume etc) bepflanzt. Zwischen Mauer und Wanne ist ein Trockenbiotop entstanden mit Fetthenne und Küchenschelle.

Treppenbau I

Stufe für Stufe durch den Hang...

Treppenbau II

... verschiedene gebrauchte/recycelte Materialien werden verbaut, hier alte Betondachziegel...

Treppenbau III

...der Erdaushub wird getrennt nach Oberboden (Schubkarre 1), nach Steinmaterial (Schubkarrre 2), der magere Unterboden wird direkt in das neue Beet oberhalb geschaufelt...

Treppenbau IV

... oben angekommen, jetzt muß `nur noch`das neue Hotspot Magerbeet fertig werden, es wird noch mit 1/2 Tonne Sand weiter abgemagert...

Treppenbau V

... die Umrandung/ Erhöhung ist wieder mit verschiedenen Materialien erbaut, Trockenmauer, Totholzstämme, ein kaputter Tontopf, dienen als Umrandung, jetzt kann endlich bepflanzt werden.

Sickerteich I

Ursprünglich sollte es mal ein richtiger Teich werden, aber heute wird das ganze Regenwasseer vom Hausdach, (welches nicht in den verschiedenden Regentonnen, ca.4500l landet) in den Sickerteich geführt. Nur eine alte Duschwanne als stetige Wasserstelle haben wir eingebaut.

Sickerteich II

Teils mit einer Trockenmauer umrandet, ansonsten flacher Auslaufbereich, füllt sich der Teich nach Regenfällen auf und versickert dann wieder in der Erde und somit bleibt das Regenwasser auf dem Grundstück erhalten und wird nicht über den Kanal abgeführt.

Sandbeet im Vorgarten

leider besteht kein Aktionsbild. Auch hier werden versch. Altmaterialien für ein "Hochbeet" genutzt. Dieses ist mit reinem Bausand gefüllt worden.

Vorgarten - Eingangsbereich

Damit der Besuch nicht direkt mit dem Auspuff vor der Hautür steht. Rechts und links vor der Haustür entstehen zwei Magerbeete...

Vorgarten - Eingansbereich

....dieses hier davon besonders für kalkliebende Pflanzen, durch gezielte Beimischung von Kalksteinen und zerkleinerten Kalkmauersteinen/Eierschalen, abgemulcht mit zerkleinerten Muscheln.

Nachher-Bilder

Die Löwengrotte

Hier sieht man, warum es Löwengrotte heisst :) Ein Rückzugsgebiet nicht nur für uns, sondern auch für viele Tiere, z.B. haben Hummeln in/hinter der Trockenmauer genistet.

Sandkastenteich

Nachdem die Kinder aus dem Sandkastenalter heraus waren, haben wir den Sandkasten mit Folie abgedichtet für einen kleinen, flachen Teich, der nur mit Regenwasser befüllt wird.

"Gefängnismauer"

Kurz nach der Fertigstellung, die ersten Blüten kommen...

"Gefängnismauer"

....3 Jahre später ist alles gut eingewachsen.

Treppenbild V

Drei Monate später blüht es schon mit verschiedenen Königkerzen, Natternkopf, Färberkamille, andere stehen schon in den Startlöchern.

Sickerteich

So ist ein begehbarer Teich, sogar mit Sitzplatz, entstanden, mit einer Totholzhecke im direkten Anschluss, in der Vögel Futter und Nistplätze finden

Sandbeet

Bepflanzt mit Thymian, Purpurleinkraut, Eselsohr, Taubenkropfleimkraut und Muskatellersalbei hat sich eine eigene Aussaatdynamik entwickelt. Aus dem Beet gehüpft wird der Parkplatz zunehmend vereinnahmt.

Vorgarten - Eingangsbereich

Das kalkliebende(Foto) ist mit Zwergkreuzdorn, Diptam, schwarzvioletter Akelei, Thymian, Goldhaaraster und Berg-Segge bepflanzt, das andere mit kl. und gr. Braunelle, Arnika, Blutstorchschnabel, Tausendgüldenkraut, Schatten-Segge und bärtiger Glockenblume.

Nachher-Bilder

Ein Rückzugsgebiet von ca. 6qm, mit verschiedenem Totholz (Eiche, Weide, Lärche), Lesesteinen, ca. 40cm tief und einer kleinen Wasserstelle, wo sich auch Ringelnatter, Grasfrosch etc. tummeln.

Eine kleine Tränke, die vor ein paar Jahren durch unsere damaligen Laufenten entstanden ist. An dieser Stelle haben sie immer den Boden durchsucht, so dass eine kleine Senke entstanden ist, in der das Wasser nach Regen ein paar Tage stehen bleibt.

Ein Stück Totholzhecke mit versch. stehendem und liegendem Totholz, im Anschluss daran ein Käferhügel mit Holzhäcksel/Rinden, welches immer wieder neu nachgefüllt wird - auf jeden Fall fühlen sich dort die Erdkröten wohl. Und eine Steinpyramide direkt daneben.

Die Abruchkante vom Treppenbau haben wir erhalten als Nistmöglichkeit für Wildbienen und andere Insekten.

Eine abgestorbene Salweide bleibt vollständig als stehendes Totholz vorhanden, sie wird von vielen Tieren genutzt, z.B. sucht der Specht dort immer wieder erfolgreich nach Nahrung.

Im Sickerteich finden Tiere z.B. Nistmaterial, hier Lehm vermutlich für den Nestbau.

Im Laufe der Jahre hat eine Fugenbesiedelung auf der Terrasse stattgefunden, von Margerite über Glockenblumen, Habichtskraut, Mauerpfeffer etc.

Lesesteinhaufen mit Vogel- bzw. Insektentränke. Das Moos im Wasser nehmen vor allem die Insekten gerne an.

Lesesteinhaufen in Verbindung mit kleinem Teich, die alte Teichschale war zu schade zum Entsorgen, so sorgt sie für neues Leben. Vögel gehen dort sehr viel baden - jetzt sind auch einige Pflanzen eingezogen.

Keine Gartenstruktur, aber eines der besonderen Highlights, eine Schlingnatter, die sich durch eine alte Ofenklappe schlängelt.