Bunte Wildblumen rocken unseren Ortseingang

So wars bisher: wenig ansehnlicher Ortseingang

Mit unserer Fläche direkt am Ortseingang sind wir schon lange unzufrieden. Zwar gehört die Fläche der Stadt Erftstadt, aber wir haben die Pflege bereits vor ein paar Jahren übernommen. Es stehen ein paar junge Obstbäume darauf, aber darunter gab es nur wenig ansehnlichen Wildwuchs aus Gräsern und häufigen "Unkräutern" wie Löwenzahn, Ackerkratzdisteln und Co. Kurzum: die Fläche sah ziemlich trist und langweilig aus.

Unsere "Visitenkarte" soll schöner und artenreicher werden

"Wie können wir diesen Bereich schöner gestalten?" haben wir uns gefragt. Gleichzeitig wollten wir was für Insekten wie Wildbienen und Schmetterlinge tun. Die Fläche liegt direkt am Ortseingang und auch unser Ortsschild und die Infotafel für unsere Dorfveranstaltungen stehen dort. Deshalb ist sie für unseren Verein und unser Dorf sowas wie eine Visitenkarte. Der perfekte Ort, um aktiv zu werden, denn hier kommen fast alle Dorfbewohner täglich vorbei und jeder kriegt mit, wenn sich hier etwas verändert.

Unser Ziel: einen nachhaltigen und dauerhaften Lebensraum für bedrohte Tiere schaffen

Wir haben uns dann zum Thema insektenfreundliche und naturnahe Gestaltung informiert. Bei einem Vortrag der Regiogruppe Köln-Bonn des Naturgarten e.V. bekamen wir viele gute Tipps und auch einen Flyer für den Wettbewerb "Wir tun was für Bienen". Mit Hilfe des Buchs "Natur für jeden Garten" von Reinhard Witt und der tollen Beratung durch die Mitglieder der Regiogruppe Köln-Bonn haben wir unsere Fläche mit großem Aufwand komplett neu angelegt und naturnah gestaltet. Dabei ist uns wichtig, für die Tiere einen dauerhaften Lebensraum anzulegen, der nicht wie viele "Blühwiesen" und "Blühstreifen" am Ende des Jahres mit allem, was darin lebt, wieder untergepflügt und platt gemacht wird. Wir wünschen uns, dass durch die von uns geschaffene Wildpflanzenvielfalt und Nistmöglichkeiten z.B. in Form von Totholz und Sand auch seltene Tiere wieder zu uns finden, dauerhaft bleiben und sich wieder vermehren. Unser Saum soll ein vollwertiges Trittsteinbiotop sein. Deshalb haben wir uns bewusst für nachhaltige Saatgutmischungen entschieden, die über viele Jahre stabil und artenreich bleiben. Sie müssen nicht jedes Jahr neu angelegt werden und sind noch dazu extrem pflegeleicht. Es reicht, einmal pro Jahr im Frühjahr zurück zu schneiden und zwischendurch ein wenig zu jäten. Trotz der extremen Trockenheit dieses Jahr haben wir die Fläche nur zweimal gewässert. Wir sind wirklich beeindruckt, wie robust und klimafest die Arten in den verwendeten Mischungen von Rieger-Hofmann sind. Damit sind sie optimal für öffentliche Flächen geeignet.

So sind wir vorgegangen

Zunächst haben wir den Oberboden abgeschoben und damit einen Wall geformt, der die Fläche zu einem Wirtschaftsweg abgrenzt. Diesen Wall bedecken wir nun nach und nach mit Totholz als wertvollen Lebensraum für viele Tiere. Die Fläche haben wir dann mit 30 Kubikmeter Sand abgemagert und schließlich Ende April 2019 vor einer Regenphase eingesät. Etwas Sand haben wir an einer Stelle aufgehäuft, damit er als Lebensraum für z.B. Wildbienen dienen kann. An einer anderen Stelle haben wir Lesesteine aufgehäuft, um auch Tiere wie Eidechsen anzulocken. Damit unser Saum langfristig schön und vielfältig bleibt, wird er von uns regelmäßig gejätet, bei Bedarf gewässert und gemäß Anleitung gepflegt. Natürlich nicht nur im Wettbewerbszeitraum, sondern auch danach.

Unterstützung aus dem Ort für unseren Saum

Besonders haben wir uns darüber gefreut, dass auch unser Ortsbürgermeister Helmut Zimmermann sich so sehr von unserer Begeisterung hat anstecken lassen, dass er unser Projekt finanziell mit einem Beitrag unterstützt hat. Denn wir sind ein kleiner Verein, der nur über geringe finanzielle Mittel verfügt. Die 1000 Euro für Sand und Saatgut waren für uns nicht "Peanuts", sondern eine große Investition. Gerade deshalb waren sowohl Geld-, als auch Sachspenden für uns sehr wichtig.

Unser schöner Saum soll Lust auf mehr machen

Wir wünschen uns, dass wir vielen Dorfbewohnern mit dieser Aktion Lust machen, auch den eigenen Garten naturnah anzulegen und so vielen Tieren wieder einen Lebensraum zu bieten. Das wollen wir erreichen, indem wir viel und auf unterschiedlichen Wegen über unser Projekt informieren. Denn wir glauben, dass der wichtigste Erfolgsfaktor ist, dass wir möglichst vielen Menschen unserem Dorf vermitteln können, warum wir das machen und was es dabei zu beachten gibt. Und dabei unter anderem auch Akzeptanz dafür zu schaffen, dass unser Saum im Winter eben nicht "aufgeräumt" werden darf, indem alles zurückgeschnitten wird, sondern dass die Pflanzenstengel ganz bewusst bis ins nächste Frühjahr stehen bleiben dürfen, damit sie Winterfutter für die Vögel und natürliche Nistmöglichkeiten für viele Insekten sind. Als nächstes werden wir in unserem Jahreskalender 2020, den wir an alle Dorfbewohner verteilen, über das Projekt berichten und auch dort über unseren Saum und die Besonderheiten bei der naturnahen, tierfreundlichen Pflege aufklären.

Vorher- & Nachher-Bilder

Februar 2019: So öde sah der Ortseingang vor seiner Verwandlung in ein Blütenmeer aus

Ein echter "Hingucker" ist er nicht.

Ein paar einsame Bäumchen mit einer meist kurz gehaltenen Grasunterpflanzung. Wenig Arten und trist.

Gehölze sind auf der Fläche in Form von Obstbäumen bereits vorhanden. Deshalb konzentrieren wir uns mit unserer Aktion darauf, unseren Ortseingang ökologisch und ästhetisch mit einer neuen Untersaat aufzuwerten.

Aktions-Bilder

Endlich. Start unserer Aktion.

Wir freuen uns riesig auf den Start der Aktion. Voller Tatendrang scharren wir schon vorher mit den Hufen und geben sofort Gas, als wir endlich loslegen können. Hier werden erstmal die Gräser abgemäht.

"Wat fott es, es fott." Damit unsere Einsaat eine Chance hat, muss der Oberboden weg.

Kölsche Weisheit. Übersetzt: Was weg ist, ist weg. Abtragen des verunkrauteten Oberbodens.

Unsere Wall-Street: Aus dem abgeschobenen Oberboden wird ein Wall entlang des Saums

Eigentlich war der Wall eine Notlösung, damit wir keine Kosten für die Erdentsorgung haben. Als er dann aber da war, gefiel er uns richtig gut. Außerdem schützt er die Fläche davor, vom Weg aus betreten zu werden.

Unsere größte Investition direkt neben der Wall-Street: 30 Kubikmeter Sand zum Abmagern der Fläche

Der Sand türmt sich in riesigen Bergen am Rand der Fläche. Und ist gleichzeitig auch der größte Kostenfaktor in unserem Projekt.

Verschwindibus.

Einfach weg: nachdem wir den Sand verteilt haben, kann man sich gar nicht mehr vorstellen, wieviel Sand das ist.

Einarbeiten des Sands in den Boden: erster Versuch mit Traktor und Egge

"Versuch macht kluch". Erkenntnis: mit Traktor und Egge klappts leider nicht. Das wäre ja auch zu schön gewesen ;).

Einarbeiten des Sands in den Boden: zweiter Versuch mit Fräse

Voilà. Geht doch. Ein Knochenjob ist es trotzdem. In unserem schweren Lehmboden reicht einmaliges Fräsen leider nicht aus. Wir müssen die Fläche gleich mehrfach mit der Fräse bearbeiten, um die riesigen Mengen Sand in den Unterboden einzuarbeiten.

"Nee, da musste aber nochmal drüber."

Wir sind ehrgeizig und wollen natürlich die perfekte Bodenvorbereitung. Da schauen wir alle mit Argusaugen hin, ob das passt.

Bauch-Beine-Po-Workout? Bei uns heißt das: Steine absammeln, Wurzeln raus fummeln, durchharken. Knackig bleiben mit dem Wildblumensaum.

Wie oft wir uns nach Steinen gebückt haben? Seeeeehr oft. Es war eine Heidenarbeit, alles abzusammeln und durchzuharken, bis tatsächlich die "feinkrümelige Bodenstruktur" da ist, die wir laut Anleitung für die Aussaat brauchen.

Völlig erledigt und stolz wie Bolle

Puh. Wir sind ganz schön geschafft. Trotz der maschinellen Unterstützung war unglaublich viel Handarbeit erforderlich, um den Boden für die Aussaat vorzubereiten. Am Ende sind wir sehr stolz auf unser Ergebnis, aber auch verdammt froh, dass wir es geschafft haben.

Endlich säen. Schön. Und schön schwierig.

Das Einsäen. Der Moment, auf den wir die ganze Zeit hingearbeitet haben. Klingt so simpel, aber wir haben uns erstmal erklären lassen, wie man die winzige Menge Samen gleichmäßig verteilt. Und dann haben wir das genau nach Anleitung gemacht. Trotzdem bleibt die Frage: Ist das gleichmäßig geworden?

Joa. Auch für bärenstarke Helden wie uns ist es tatsächlich ganz schön anstrengend, die schwere Rasenwalze über den Boden zu wuchten

Aber was tut man nicht alles für die Bienen. Und Wildbienen. Und Schmetterlinge. Und Grashüpfer. Und bunten Wanzen. Und Ameisen. Und Vögel . Und....

Abergläubisch sind wir nicht...

... aber ein so ein fettes Victory-Zeichen wird beim Anwalzen des kostbaren Saatguts schon nicht schaden. Man kann ja nie wissen. Nur sicherheitshalber.... Und außerdem: von einem "Victory for Nature" können wir hier ja allemal sprechen, oder?

"Jetzt weißte Bescheid."

Hier bringen wir die Informationsschilder vom Naturgarten e.V. an. Sie informieren darüber, warum heimische Wildpflanzen so wichtig für die Artenvielfalt sind. Radfahrer und Passanten bleiben stehen und lesen sich interessiert die Infos durch oder sprechen uns an.

Pflege des Saums: Jäten, aber was?

"Jäte nur, was Du kennst und prüfe, ob es wirklich raus muss." haben uns die Profis vom Naturgarten e.V. immer wieder gesagt. Gar nicht so einfach. Aber mit Bestimmungsbuch und der Plantnet-App klappt das dann tatsächlich. Wir sind selbst erstaunt, wie gut wir jetzt Pflanzen bestimmen können.

Nachher-Bilder

Magie. Dieser Anblick berührt unsere Herzen.

Zunächst ist es nur ein grüner Flaum, doch als unser Saum dann in voller Pracht blüht, können wir unser Glück kaum fassen. Es ist gar nicht so einfach, einzusäen und danach einfach der Natur zu vertrauen, dass sie es schafft, auf diesem mageren Sandboden ein Wunder zu vollbringen.

"Viele schaffen mehr" denken wir uns und packen Samentüten für unseren Infostand auf dem großen Stadtfest "50 Jahre Erftstadt"

49 Samentütchen werden sorgsam mit 10g Saatgut gefüllt und gegen Spende abgegeben. Mit den Spenden wollen wir einen Teil der Ausgaben für unser Projekt wieder rein holen und gleichzeitig Lust machen, selbst einen naturnahen Bereich anzulegen.

"Tschuldigung. Bitte etwas mehr Aufmerksamkeit für unsere selbst gebastelte Saum-Love-Story."

Schließlich soll sie mit ihrem Liebeszauber auch die Besucher des großen Stadtfestes mit dem Naturgarten-Virus und der Begeisterung für heimische Wildpflanzen und Tiere infizieren.

We proudly present: Unser Infostand beim großen Stadtfest von Erftstadt

Viele Bürger sprechen uns an und sind so begeistert von unserem Saum, dass sie auch selbst einen anlegen wollen. Am Ende des Fests sind alle Saatguttüten weg. Mit den durch das Saatgut eingenommenen Spenden können wir einen Teil unserer Projektkosten finanzieren.

Wie ein Bienenschwarm umlagern Interessierte unsere Saum-Love-Story

Wir erklären, wie und warum wir den Saum anders pflegen, als im konventionellen Gartenbau üblich. Zum Beispiel, indem wir bewusst die Pflanzenstengel im Winter stehen lassen, damit sich darin die nächsten Wildbienengenerationen entwickeln können und die Vögel an den Samenständen Futter finden.

"Wasser marsch"

Beim Stadtfest haben wir der Feuerwehr unser Leid mit der Trockenheit geklagt. Glücklicherweise waren die Jungs direkt Feuer und Flamme für unsere Aktion. Und löschen wenige Tage später ausnahmsweise mal keinen Brand, sondern den Durst unserer jungen Wildblumen.

Auch die Presse ist heiß auf unsere Aktion

Der erste Artikel erscheint im April im Kölner Stadt-Anzeiger und in der Kölnischen Rundschau

Zweiter Presseartikel: Unsere Aktion und worauf es uns ankommt wird perfekt erklärt

Wir sind richtig happy über diesen super Artikel mit dem schönen Bild im Kölner Stadt-Anzeiger. Auch bei den Insekten hat sich unsere Aktion schon rumgesprochen. Schon jetzt können wir viele unterschiedliche Tiere im Saum beobachten.

Unser Wildbienen-Test: Wir fliegen als Wildbienen über den Saum. Getestet und für gut gefunden.

Unser Team lässt es sich nehmen, selbst den Saum mit einem Testflug aus Wildbienen-Perspektive zu checken. Ergebnis: Optimal! Viele bunte Landestellen, viel Pollen, viel Nektar, Plätze zum Nisten, Möglichkeiten sich zu verstecken. Alles da, was ein Wildbienenherz begehrt.

Bunter gehts nicht. Unser Saum im Juli 2019.

So viele verschiedene Blumen haben bis jetzt schon geblüht, dass wir sie gar nicht alle aufzählen können: Färberkamille, Kornblumen, Ochsenzunge, Klatschmohn, Ackerrittersporn, Wilde Möhre, Malven, Mariendistel, Kornrade, Kamille, Flockenblumen, Ringelblumen, Resede, Rainfarn und noch viele mehr.

Nachher-Bilder

Ein Teammitglied spendet Totholz aus seinem Garten, das wir dankend annehmen, um unseren Wall damit zu bedecken.

Zum Glück haben wir maschinelle Unterstützung :-)

Ähnlich wie bei einer Benjeshecke begrenzen die Pfosten unseren Totholz-Wall. Gar nicht so einfach das Holz stabil zu verbauen.

Wir kannten Totholzelemente vorher nur in der Theorie, und waren uns nicht sicher, ob das gut aussehen würde. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wir freuen uns riesig, dass viele Nachbarn und Anwohner von dem Totholz-Wall genauso begeistert sind wie wir.

Doppelt hält besser: An dieser Stelle kombinieren wir Totholz mit Lesesteinen. Wer da wohl bald einziehen wird?

Auch im Netzwerk www.nebenan.de haben wir unser Projekt vorgestellt und um Stein-Spenden für unsere Aktion gebeten. Wir haben uns riesig gefreut, als wir von einer sehr netten Dame Steine für unseren Lesesteinhaufen geschenkt bekommen haben.

Unsere kleinen Teammitglieder helfen fleißig beim Aufschichten der Steine.

An dieser Stelle haben wir extra Sand aufgehäuft, damit auch Tiere wie Sandbienen und Eidechsen einen Lebensraum finden.

Zwei dieser sehr schönen Infotafeln vom Naturgarten e.V. haben wir direkt an unserem Saum angebracht.