Es begann mit einem Insektenhotel

Vor einem Jahr brachte mir mein Mann vom Discounter ein sog. Insektenhotel mit, nicht ahnend was er damit auslösen würde.
Trotz mangelhafter Qualität wurde die Nisthilfe schnell von Mauerbienen erobert. Mein Interesse war geweckt, ich beschäftigte mich nun mit dem Thema Wildbienen. Eine liebe Freundin machte mich daher auf das Hortus-Netzwerk bei Facebook aufmerksam, wo ich mich sofort sehr wohl und von den tollen Menschen und Gärten fasziniert und inspiriert fühlte. Ein Besuch im Hortus Insectorum und Hortus Felix des Netzwerk-Gründers  Markus Gastl überzeugte mich endgültig: Jeder Mensch kann und muss etwas für Insekten, und damit für sich selbst, tun. Und so begann eine Zeit des Wandels.

Wir wohnen auf einem Eckgrundstück. Der Garten gliedert sich um das Haus in drei Teile, den Vorgarten, den Teil neben dem Haus und den Garten hinter dem Haus, jeweils durch schmale Durchgänge miteinander verbunden.
Hinter dem Haus finden einige positive Veränderungen statt, die wir weiter verfolgen.
Einen echten Umbruch aber erlebt nun der Teil neben dem Haus, eine bislang fast ungenutzte Rasenfläche mit kleinem Blumenbeet, Wäschespinne und ungebender Thujahecke. Er soll nach Markus Gastl´s 3-Zonen-Modell (Pufferzone- Hotspotzone- Ertragszone) umgestaltet werden, wobei mein Schwerpunkt auf Insektenfreundlichkeit liegt. Die Ertragszone werde ich hier zunächst in Form von Naschobst in die Pufferzone integrieren, außerdem gibt es eine Kräuterschnecke hinter dem Haus. Ein Hochbeet wird dazukommen.

Die Veränderungen erfolgen in Eigenarbeit (bis auf das Wegfräsen zweier Wurzeln) und weitestgehend unter dem Aspekt des Upcycling. Gerne möchte ich euch an der spannenden Entwicklung teilhaben lassen.

Résumé zum Ende des Wettbewerbszeitraums

Viel hat sich getan im Garten.
Meine Wildblumenwiese hat sich noch nicht so entwickelt, wie ich es erwartet hätte, im nächsten Jahr wird sie gewiss explodieren. Nicht jede gesetzte Pflanze wollte bei mir bleiben, dafür haben sich viele andere von selbst bei mir eingefunden. Was früher als Unkraut gejätet wurde, darf heute bleiben, z.B. Wilde Möhr, Lein, Hornklee, geruchlose Kamille, Weidenröschen, Mohn, verschiedene Disteln. Manchmal braucht man etwas länger, um ihre Schönheit zu erkennen...
Einheimische Pflanzen kommen mit der anhaltenden Trockenheit dieses Sommers viel besser klar als anspruchsvolle Züchtungen, sie überstehen sie mit ein wenig Unterstützung problemlos. Ein heftiger Hagelsturm hinterließ schlimme Spuren, doch die Pflanzen erholen sich erstaunlich schnell. Für mich ist nun klar: Einheimische Pflanzen sind nicht nur für unsere Insekten nützlich, sie sind auch pflegeleicht und angepasst an unsere Bedingungen.
Das pralle Leben ist eingezogen. Es summt und brummt und flattert. Hummeln, Bienen, Wespen, Käfer, Schmetterlinge u.a. tummeln sich an den Blüten.  Der erstmals gesichtete Schwalbenschwanz hat seine Eier am für ihn gepflanzten Dill hinterlassen. Bald werden sich die geschützt im Aerarium aufgewachsenen Raupen verpuppen. Wie spannend, diese Metamorphose beobachten zu dürfen! Zwei Igel durchwandern allabendlich den Garten. Unzählige Vögel besuchen die Ganzjahresfutterstelle. Jeden Tag freue ich mich, dies alles sehen zu dürfen.

Viel hat sich auch getan bei mir.
Der Umbau vom langweiligen Rasen- und Thujengarten zu einem Insektenparadies war und ist für mich eine echte Herausforderung und sehr lehrreich. Die gedankliche und körperliche Beschäftigung haben nicht nur für die Insektenwelt bei uns positive Auswirkungen, ich selbst fühle mich seither körperlich viel wohler, ausgeglichen und sehr zufrieden. Seit Monaten bin ich migränefrei. Der Garten macht mich glücklich.

Ausblick

Noch konnte ich nicht alles verwirklichen. Geplant sind ein Sumpfbeet und ein Sandarium für bodennistende Insekten, für das ich noch nicht den rechten Sand gefunden habe. Im Garten hinter dem Haus möchte ich noch ein Beet erweitern und sinnvoll bepflanzen. Ein Baum soll einziehen. Eine schöne alte Badewanne wird zum Hochbeet werden.

Vorher- & Nachher-Bilder

Der Garten neben dem Haus

Hier liegt der Hauptfokus meiner Aktivitäten. Die den Garten umgebende Thujahecke soll verschwinden, eine Pufferzone mit Sträuchern für Insekten und Vögel und eine Hotspot-Zone mit heimischen Blumen entstehen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme haben die ersten kleinen Veränderungen bereits stattgefunden.

Der Garten neben dem Haus

Der Hang zum Haus hin ist bepflanzt mit Cotoneaster und Bergenien. Farn und Maiglöckchen breiten sich aus, ebenso wie der Efeu.

Der Garten hinter dem Haus

Der Blick zum Haus hin im letzten Sommer. Unsere Wiese nutzen wir für Feste mit Freunden, zum Spielen und Lümmeln. Die Thujahecke schützt unsere Privatsphäre, deshalb darf sie bleiben. Doch davor wird sich einiges tun. Vor den Thujen wachsen bisher Storchenschnabel und ein paar Hauswurzen.

Der Garten hinter dem Haus

Die Sicht über die Terrasse vom Haus weg letzten Sommer. Die Insektenhotels sind noch im Originalzustand. In den Töpfen wachsen vorwiegend nicht heimische Pflanzen. Hinten ist ein Beet mit Sträuchern und Stauden. Die beiden großen Wachholder sollen weichen.

Aktions-Bilder

Die ersten Thujen sind gefallen

Mein Sohn setzt seine jugendlichen Kräfte ein, um mir meinen Herzenswunsch, die Entfernung von etwa 50 Thujen, zu erfüllen. Gemeinsam sind wir stark!

Vorbereitung für das Strauchbeet (Pufferzone)

Auch beim Ausbuddeln der Wurzeln un der Vorbereitung des Strauchbeetes (Pufferzone) hilft mein Sohn tatkräftig mit.

Start für die magere Blumenwiese

Zur Vorbereitung der Wildblumenwiese (Hotspot) hebe ich den fruchtbaren, fetten Mutterboden mit der Grasnarbe bis auf den sandigen Untergrund aus.

Schotter für das magere Wildblumenbeet

Gemeinsam mit meinem Mann befülle ich das ausgekofferte Beet mit 0/32-er Schotter. Der magere Untergrund für die Blumenwiese ist geschaffen.

Beim Bau der Kräuterschnecke

Die Wahrnehmung wird geschult, das Gefühl für die Form des Steins wächst. Stein für Stein findet seinen Platz. Eine meditative Arbeit. Die Steine stammen aus einem Erdhaufen mit Abrissmaterial.

Eine neue, sinnvolle WiBiNiHi entsteht

Bambusröhrchen werden in 15 cm lange Stücke gesägt, immer hinter einem Knoten, so dass sie hinten verschlossen sind. Die Eingänge werden mit Schleifpapier und Feile fein versäubert. Bienenflügel sind so zart!

Wachholder weichen zugunsten von Apfelbäumen

Die beiden riesigen Wachholder am hinteren Ende des Gartens sind gefallen. Die Stämme werden zur weiteren Verwendung entastet, die Wurzeln weggefräst. Drei Säulenapfelbäume werden hier einziehen, für Insekten, Vögel und uns.

Upcycling der Wachholderstämme

Aus den entasteten Wachholderstämmen und zugekauften Holzpflöcken entsteht ein kleiner Zaun, wo früher die Thujahecke stand. Er soll eine optische Grenze für Hunde sein. Zwischen Zaun und Bürgersteig werde ich Sedum, Hauswurze, Thymian und Glockenblumen pflanzen.

Trockenmauerbau

Zur Abstützung des beide Gartenteile verbindenden Weges baue ich eine kleine Stützmauer in Trockenbauweise. Für die schönen Steine hab ich einfach an einem Privathaus geklingelt, wo sie in einem Schutthaufen zur Entsorgung bereitlagen.

Bau eines Sichtschutzes für den Komposter

Eigene Wachholderstämme und Haselstämme von der Deponie werden mit Draht und zwei Einschlagbodenhülsen zu einem Sichtschutz. Bestimmt wird das eine feine Rankhilfe und ein beliebter Vogelsitzplatz.

Nachher-Bilder

Gesamtansicht auf den Garten neben dem Haus von außen

Wo man im Winter noch gegen eine grüne Wand aus Thujen schaute, sieht man nun einen lebendigen Garten mit (noch kleinen) heimischen Sträuchern und Bäumchen, Stauden und Einjährigem, Wildblumenwiese und zahlreichen Naturmodulen (liegendes und stehendes Totholz, Trockensteinmauern).

Gesamtansicht auf den Garten neben dem Haus aus aus anderer Perspektive

Vor dem kleinen Flechtzaun breiten sich Sempervivum, Hauswurzen und Glockenblumen aus. Am Totholz rankt eine Zaunrübe hoch. Die Magerwiese beginnt sich zu entwickeln. Auf der Fläche links vom stehenden Totholz wird noch ein Reisighaufen entstehen, wenn Disteln und Sonnenblumen verblüht sind.

Blick von oben auf den Garten neben dem Haus (siehe Vorher-Foto)

Zwischen Backsteinen und Magerwiese wird noch eine Sandarium für bodennistende Wildbienen entstehen. Links habe ich einen Kompost angelegt. Noch haben wir den freien Blick auf die Nachbarn. In den nächsten Jahren wird eine relativ geschlossene Hecke entstehen.

Der Garten hinter dem Haus

Vor den Thujen entstand ein üppiges Beet mit Insektenfutter-Stauden und Zwiebeln, Totholz und Steinhaufen. Hier steht auch meine Kräuterschnecke. Die Wachholder hinter der Bank sind zugunsten von Apfelsäulen gewichen. Es gibt nun diverse Nisthilfen und eine Ganzjahresfütterung für Vögel.

Bunte Vielfalt...

... gefällt dem Menschen und nützt dem Tier.

Bunte Vielfalt...

... ist einfach prächtig.

Bunte Vielfalt...

... sorgt für tolle Erlebnisse und neue Erfahrungen.

Bunte Vielfalt...

... lässt uns täglich staunen.

Beetaussichten

Schöne Aussichten mit viel einheimischer Vielfalt.

Beetaussichten

Farbenpracht - Balsam für die unsere Seele und Nahrung für unsere Insekten.

Nachher-Bilder

Stehendes Totholz - Das Holz stammt vom gefällten Baum eines Nachbarn, einem abgeräumten Baugrundstück und der örtlichen Grünschnittdeponie. Für einen sicheren Stand wurde es in den Boden eingegraben. Ein Steinhaufen lehnt sich an, eine Zaunrübe rankt hoch.

Liegendes Totholz - Auch dieses Holz habe ich von dem abgeräumten Baugrundstück gerettet. Ich empfand es als besonders wertvoll, war es doch z.T. schon morsch, mit Pilzen besiedelt und mit Gängen durchsetzt. Malerisch liegt es zwischen Sträuchern, Stauden und Beeren in der Pufferzone.

Pyramide - Meine Pyramide habe ich aus geschenkten Bruchsteinplatten gebaut, die Spitze ist ein Erinnerungsstück an einen abgebauten Brunnen. Sie soll ein Heim für Krabbeltiere und kleine Reptilien sein, Aufwärmort für Insekten, Sonnenfalle für Pflanzen.

Kräuterschnecke - Meine Kräuterschnecke ist erbaut aus Steinen von einem Abbruch, gefüllt mit Bauschutt. Bepflanzt mit allerlei Kräutern bietet sie Rückzugsmöglichkeiten und Nahrung für uns und und unsere geflügelten Besucher. Der Schwalbenschwanz hat schon am Dill seine Eier hinterlassen.

Wildbienennisthilfe - Geteilte und hinten verschlossene Strangfalzziegel setze ich in eine Geschenkkiste, dazu eine Konservendose mit Naturstrohhalmen, in die Hohlräume kommen sauber verarbeitete Bambusröhrchen. Das Ganze bekommt ein Ziegeldach und einen Schutz vor Vögeln. Belegung nun 50%.

Brombeerstengel-Orgelpfeifen - Einige Wildbienen nisten in senkrecht stehenden markhaltigen Stengeln. Diese sind ohne Dornen und stammen aus dem Garten meiner Eltern. Sie sind inzwischen alle besiedelt.

Hummelburg - Viele Hummelköniginnen suchten bei uns nach einer Nistmöglichkeit, also musste eine Hummelburg her. Leider war es dann wohl doch etwas spät, bis sie ankam. Wir hoffen auf Besiedelung im nächsten Jahr.

Miniteich an der Kräuterspirale - Er stillt den Durst von Vögeln, Insekten nehmen hier Feuchtigkeit auf. Ein großes Stück Holz erleichtert Ein- und Ausstieg. Ich bin gespannt, wer den Teich mit Leben erfüllen wird.

Vogel- und Insektentränke - Eine einfache Betonschale wird mit Wasser gefüllt und alle 2 Tage sorgfältig gereinigt. Ein unregelmäßiger und rauer Stein bietet Insekten sicheren Halt bei der Wasseraufnahme.

Stehendes Totholz in Kombination mit Steinen, drumherum Sedum und andere trockenliebende Pflanzen, die es direkt neben dem im Sommer oft heißen Pflaster aushalten.